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Dieses Element ist Teil von: #244 - Vlaminck und Nationalsoszialismus: „Entartete Kunst“

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Vlaminck: vom Anarchisten zum NS-Kollaborateur

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Als junger Mann hatte Vlaminck sich von Militarismus und Nationalismus distanziert und sich sogar mit der Ideenwelt des Kommunismus und Anarchismus auseinandergesetzt. Über seine politische Haltung zu jener Zeit, als Frankreich unter deutscher Besatzung stand, ist bislang wenig bekannt. 1943 nannte er die Kriegsjahre „die grausamste und düsterste Zeit, die Frankreich erleben sollte“.

Gesichert sind aber zwei Fakten, die ihn als Kollaborateur der nationalsozialistischen Besatzer erscheinen lassen.

1. Die Deutschlandreise

Im November 1941 nahm Vlaminck an einer Deutschlandreise teil, die das Propagandaministerium in Berlin ausrichtete. Weitere Teilnehmer waren die Maler André Derain, Kees van Dongen und Othon Friesz, die Bildhauer Paul Belmondo und Charles Despiau sowie der Leiter der École des Beaux-Arts, Paul Landowski.

Einige Teilnehmer bereuten im Nachhinein ihre Teilnahme an der Reise und äußerten sich kritisch darüber, insbesondere Paul Landowski. Vlaminck aber veröffentlichte mehrere Texte, in denen er die Kunst- und Kulturpolitik im nationalsozialistischen Deutschland überschwänglich lobte und als beispielhaft anpries: „Nach der Befreiung von schlecht assimilierten ausländischen Einflüssen wird die deutsche Malerei wieder einen nationalen Weg einschlagen, der ihr eine größere Freiheit des Ausdrucks bietet.“

2. Bekanntschaft mit Arno Breker

Als Drahtzieher der Deutschlandreise gilt Arno Breker (1900–1991), einer der Lieblingskünstler Hitlers. Vlaminck war gut mit ihm bekannt, sie hatten sich wahrscheinlich über den Galeristen Alfred Flechtheim kennengelernt. Breker kaufte Arbeiten Vlamincks und schuf 1943 eine Porträtbüste von ihm. Als Breker im besetzten Paris 1942 eine große Ausstellung ausgerichtet wurde, gehörte Vlaminck zum Ehrenkomitee. Parallel dazu veröffentlichte er einen polemischen Text, in dem er sich Brekers Schmähungen gegenüber Pablo Picasso anschloss. Picasso habe, so Vlaminck, „die französische Malerei in die tödlichste Sackgasse geführt“.

Damit biederte Vlaminck sich nicht nur der deutschen Kulturpolitik an. Er widersprach sich auch selbst. Denn vor dem Ersten Weltkrieg war ihm Picassos Kubismus derart fortschrittlich erschienen, dass er sich ihn in einer Reihe von Werken zu eigen machte.

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