Das Porträt des jungen Mädchens lässt Typisches für die Arbeit der Künstlerin Paula Modersohn-Becker erkennen: beispielsweise die Nahsicht. Hat sie ihr Motiv gefunden, so erscheint das, was sie selbst am eindringlichsten wahrnimmt und empfindet, als bildbeherrschend. Hier bannt der Kopf des Kindes, das präzise modellierte Gesicht, von blonden Haaren umrahmt, und der darüber sitzende dunkle Strohhut ihren Blick. Gemeinsam mit der Räumlichkeit der nur angedeuteten Landschaft des Hintergrundes formt sich, trotz des kleinen Formats, ein in sich stimmiges Ganzes.
Aus wachen, klaren Augen blickt das Mädchen sein Gegenüber spontan an, sodass ein Dialog möglich wird. Hier weicht die Darstellung von den meisten anderen Kinderbildern ab, in denen die Jungen und Mädchen durch die Betrachtenden hindurchzublicken scheinen, so als ob ihre Aufmerksamkeit nur vorbeigleitet, um dann wieder in der eigenen kindlichen Welt zu versinken.
Während im 19. Jahrhundert Kinder bevorzugt als fröhliche, glückliche Wesen dargestellt wurden, wendet man sich in der Kunst der Jahrhundertwende immer bewusster dem Kind und seiner ihm eigenen Welt zu. Anders als bei Käthe Kollwitz lässt sich jedoch in den Gemälden von Paula Modersohn-Becker keine moralisierende oder anklagende Absicht erkennen. Sie belässt die Kinder einfach in ihrer naturhaft-kreatürlichen Lebenswelt.
- Ort & Datierung
- um 1904
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Abmessungen
- 27 x 33 cm
- Museum
- Kunst- und Museumsverein
- Inventarnummer
- KMV 1949-50/20