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Wayfarers, 2023-25

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Das Thema der Farbe und der Oberfläche als Bedeutungsträger und der damit zusammenhängenden Glasurtechnik hat einen hohen Stellenwert im Werk von Markus Karstieß. Neapelgelb, pompejanisch-rot und „Giotto-rosa“: für seine Glasuren begibt sich Karstieß auf eine intensive Reise durch die kunsthistorische Farbwelt – vor allem Italiens. Das tatsächliche Reisen in Form von Studienreisen macht dabei einen wichtigen Aspekt in seiner künstlerischen Auseinandersetzung aus.

In einer der neuesten Werkgruppen von Markus Karstieß spielt das Gelb der Zitrone eine zentrale Rolle. Die von ihm mit „Wayfarers“, zu Deutsch Wanderer, betitelten vier lebensgroßen Keramikskulpturen aus den Jahren 2023 bis 2025 wirken surreal. Die Skulpturen befinden sich imaginär im Wasser. Drei Surfbretter schwimmen auf der Wasseroberfläche – oder dem hölzernen Museumsboden. Auf ihnen liegt ein mit dem Surfbrett verschmelzender Mensch, eine Maske, Eimer oder mehrere Zitronen. Die vierte Skulptur der Serie beinhaltet eine menschliche Gestalt. Sie scheint nur mit dem Oberkörper „aus dem Wasser“ zu schauen und hält sich an einer überdimensionierten Zitrone fest; oder versucht es zumindest

Die vier „Wayfarers“ sind anders als Karstieß‘ übrige Skulpturen, haben sie doch nicht den für sein Werk charakteristischen malerischen Duktus der Lüsterglasur. Sie sind vollkommen glänzend weiß glasiert – bis auf Eimer und Zitronen. Ausgangspunkt seiner Auseinandersetzung mit der Zitrone bildet das Werk der italienischen renaissance Künstler Luca (1399–1481) und Andrea della Robbia (1435–1525). Auf seiner Suche nach dem perfekten Neapelgelb nahm sich Karstieß die im 15. Jahrhundert geschaffenen Keramikreliefs der florentinischen della Robbia-Familie zum Vorbild, die sich seinerzeit ebenfalls auf die Suche nach dem perfekten Neapelgelb begeben hatten. Neapelgelb wurde als keramisches Pigment bereits 2500 v. Chr. auf babylonischen Ziegeln verwendet. Es ist ein schwefelgelbes, lichtbeständiges Pigment aus Bleiantimonoxid. Im Atelier von Markus Karstieß liegen nicht nur unzählige Zitronen, es finden sich auch zahlreiche Probeplatten, die von seinen Bemühungen auf der Suche nach der perfekten goldenen Wirkung des „della Robbia-Gelbs“ zeugen. Die Detailgenauigkeit auf seiner Farbspektrums-Reise spricht für sich.

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