Markus Karstieß‘ Skulpturen zeichnen sich durch handwerkliche Präzision und Raffinesse im Umgang mit dem Werkstoff Keramik aus sowie durch einen starken gestischen Ausdruck. Dabei sind die Skulpturen primär geformt mit den Händen des Künstlers. Jede der unzähligen Ausstülpungen, Einkerbungen und Aushöhlungen zeugt von seinem Hand- oder Körperabdruck. Spürbar ist der physische Einsatz, die harte körperliche Arbeit, die notwendig ist, um diese überlebensgroßen Skulpturen zu erschaffen. Manchmal kommen Äste oder Ketten zum Einsatz, deren Spuren ebenfalls sichtbar bleiben.
Die vier „Dirty Corners“ beispielsweise wurden teilweise mit Ästen bearbeitet. Karstieß hat sie perforiert und mit Furchen durchzogen. Die „Dirty Corners“ – jeweils etwa zwei Meter hohe Ecken aus glasierter Keramik – sind bestimmt vom menschlichen Maß. In ihrer Viererkonstellation reproduzieren sie die eigentlichen Raumecken und strukturieren den Raum neu. Für die Besuchenden ergeben sich neue Vorschläge der Bewegung, die Bezugspunkte verschieben sich. Für Karstieß sind diese neu konstituierten Räume von großer Bedeutung. Die Formung eines Raumes ist für ihn auch ein sozialer Akt.
Erstmals werden die „Dirty Corners“ von 2013 in dieser Ausstellung mit neuen massiven, Freiform geschmiedeten Stahlsockeln präsentiert. Die Sockel stammen vom süddeutschen Goldschmied und Künstler Rudolf Bott (*1956) und wurden in Karlsruhe gefertigt.