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Giottos Schatten, 2025

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Die Skulpturen von Markus Karstieß befinden sich nicht nur in den Ausstellungsräumen, die das Publikum umgeben, sie werden selbst zu Räumen, in denen sich die Betrachtenden befinden. Dabei beeinflussen seine Skulpturenkonstellationen die Bewegung der Besuchenden und die räumlichen Zusammenhänge auf sehr subtile Weise.

Karstieß hat für die Wuppertaler „Freundschaftsanfrage“ eine neue Werkserie geschaffen: „Giottos Schatten“. Zwei überlebensgroße bunte Figuren stehen im Zentrum des Raumes mit den Rücken zueinander und bilden in ihrer Konstellation einen eigenen Raum. „Giottos Schatten“ sind den Fresken des florentinischen Malers und Wegbereiters der Renaissance, Giotto di Bondone, angelehnt. Als Vorbild diente vor allem der Freskenzyklus Giottos in der „Cappella degli Scrovegni“ in Padua, der Szenen aus dem Leben der heiligen Joachim und Anna, deren Tochter Maria und aus dem Leben Jesu Christi zeigt. Die Fresken sind Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden.

In Karstieß‘ Plastiken scheinen die Figuren, ihre Gewänder und die angedeuteten vegetabilen Elemente ineinander überzugehen. Mit ihrer pastellartigen Farbigkeit und den skurrilen Formungen erinnern „Giottos Schatten“ auch an verblassende Korallen. Es sind die Schatten, die vielen von Giottos Gewandfiguren in seinen Fresken fehlen. Giotto war bekannt für seine Fähigkeit, realistische Darstellungen von Personen und Räumen zu kreieren. Von großer Bedeutung in seinem Schaffen sind die hohe Natürlichkeit und Lebhaftigkeit seiner Figuren sowie seine frühe Auseinandersetzung mit Perspektive und Räumlichkeit. Seine fein modellierten Figuren stellte er nicht, wie seine Vorgänger, vor symbolhaft dekorierte, flächige Hintergründe, sondern in perspektivische Räume. Häufig werden sie von Architekturelementen und Landschaften umgeben.

Die einander zugewandten Rücken der Figuren von Markus Karstieß sind nicht als menschliche Körper, wie die vorderen Teile der Figuren, sondern als glatte Flächen mit Nischen ausgearbeitet und erscheinen beim Begehen des neugeschaffenen Raums wie die Architekturen der Werke Giottos. In den Nischen befinden sich kleine Modelle der Figuren, sogenannte Bozzetti, und Landschaftsfragmente und Pflanzen, die an die Fresken Giottos erinnern.

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