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#317

Ohne Titel

Kounellis, Jannis (1936-2017) | Künstler:in

02:46

Markus Karstieß studierte zwischen 1992 und 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf, davon fünf Jahre beim damals noch neuen Professor Jannis Kounellis. Wie Karstieß hat sich auch dessen Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf von der Kunst und Seelenwelt Edvard Munchs beeinflussen lassen. Kounellis verwendet oft Elemente, die eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Verlust, menschlicher Existenz und Geschichte darstellen. Seine Installationen schaffen eine Bühne für die Betrachtenden, um über den Verlust von Identität und die Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken. 

Zudem war der Umgang seines Lehrers Kounellis mit dem umgebenden Raum und die Kraft, die seine Werke auf diesen ausübten für Karstieß besonders prägend. Jannis Kounellis zählt zu den wichtigsten Künstler*innen der Arte Povera in Italien – einer Kunstpraxis, die sich unscheinbarer, alltäglicher Materialien bediente. Festgelegte Kategorien der Kunst, wie Bild, Skulptur, Objekt oder Environment, ließ Kounellis hinter sich. Er erklärte den Raum zur realen Bildfläche und bezog ihn in seine Werke ein. Dabei legte er großen Wert auf eine sehr sorgfältige Materialauswahl. Er benutzte Rohstoffe wie Eisen, Holz und Kohle und kombinierte diese mit Materialien und Gebrauchsobjekten, die vorwiegend industriell gefertigt wurden. Insgesamt sind es Materialien, die neben sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften wie beispielsweise Wärme, Kälte, Härte und Weichheit auch Vorstellungen und Bilder aus dem menschlichen Erfahrungshorizont hervorrufen.

Das Werk „ohne Titel“ aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums verkörpert eine solche innere Erfahrung und eröffnet Gedanken an den unvermeidbaren Untergang jeder Kultur, an die Zerstörung von menschengemachten Werken im Verlauf der Geschichte und an die Übermacht der natürlichen Elemente. Markus Karstieß hat das Werk „ohne Titel“ von Kounellis für seinen Dialog an zentraler Stelle im von ihm konzipierten „Nachtlager“ platziert. Kounellis‘ Werk zeigt ein Regal mit vier Fächern aus schwarzem Blech, in dem sich Reste figürlicher Gipsabgüsse und Glasscherben befinden: ein Kinderkopf aus Gips, ein Frauengesicht und eine Hand, die in eine Stoffbahn greift, sowie sieben Glasscherben unterschiedlicher Größe. Sie alle sind von Ruß überzogen. Sie sind Produkte menschlicher Kultur, gezeichnet von den Spuren der elementaren Kraft des Feuers; sowohl lebenserhaltend wie lebenszerstörend.

Ort & Datierung
1980
Material & Technik
Gipsabgüsse, Glas, Eisenblech
Abmessungen
100 x 70 x 22 cm
Museum
Von der Heydt Museum
Inventarnummer
P 0338
0:00
Offline