Mitte des Jahres 1912 stellte sich die Künstlerin Käthe Kollwitz (1867 ehem. Königsberg – 1945 Moritzburg bei Dresden), die insbesondere durch ihr druckgrafisches Werk Aufsehen erregt hatte, neuen Aufgaben, indem sie sich konzentriert plastischen Arbeiten zuwandte: „In dieser Zeit arbeite ich stark an der kleinen plastischen Liebesgruppe“, schrieb Kollwitz in ihr Tagebuch und im November 1913 vermerkte sie: „Ich arbeite die Liebesgruppe, wo das Mädchen dem Manne auf dem Schoß sitzt.“
In dieser vergrößerten Fassung von 1913 kommen die elementaren Empfindungen und die innige Leidenschaftlichkeit der Liebenden zum Ausdruck. Die in traditioneller Formensprache gearbeitete Plastik konzentriert sich durch die Vereinfachung der Formen und die plastische Geschlossenheit auf eine gesteigerte Emotionalität.
Das sitzende „Liebespaar“ erinnert formal an das religiöse Motiv der „Pièta“. Die der christlichen Ikonografie entliehene Form erhält bei dieser Plastik eine allgemeinmenschliche Interpretation. Kollwitz, die ihr Schaffen der Darstellung von Menschen widmete, gelang es, elementare Lebenseinsichten auf eine künstlerisch anspruchsvolle und problemlos lesbare Weise zu vermitteln. „Es bleibt für mich immer nur der eine Weg, versuchen, den Ausdruck an erster Stelle zu setzen“, notierte sie am 3. März 1918 in ihr Tagebuch.
- Ort & Datierung
- um 1913
- Material & Technik
- Bronze
- Abmessungen
- 71 x 46 x 48 cm
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Inventarnummer
- P 0332