In dem 1945, also im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, entstandenen Gemälde beherrschen leuchtend rot-orange Farben die apokalyptisch wirkende Darstellung. Hinter einer ruinenhaften Häuserzeile ist offenbar ein mächtiges Feuer ausgebrochen. Holzbalken hängen schief und drohen einzustürzen. Vier Figuren stehen dem Inferno schutzlos gegenüber – sie scheinen dem grausigen Schauspiel gebannt zuzuschauen.
Es scheint zunächst nahezuliegen, das Sujet – ähnlich wie andere bedrohlich wirkende Gemälde innerhalb des Spätwerkes Vlamincks – als Sinnbild für die Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu deuten. Zahlreiche Fotografien zerstörter Häuserzüge und ganzer Stadtviertel des durch das nationalsozialistische Deutschland besetzten Frankreichs zirkulierten in den frühen 1940er Jahren in der nationalen Presse. Der offenkundig dargestellten Zerstörung durch den Krieg, die Vlaminck zu dem Motiv bewogen haben mag, steht jedoch seine positive Haltung und Nähe zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus gegenüber. Anhand dieses Beispiels zeigt sich also, dass die Interpretation eines Gemäldes nicht immer eindeutig ist, sondern dass zuweilen sehr komplexe oder gar widersprüchliche Deutungsmöglichkeiten die Lesbarkeit eines Kunstwerkes erschweren.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Musée des Beaux-Arts de Chartres
- Ort & Datierung
- 1945
- Inventarnummer
- XXXXX