Das Motiv des Heuschobers, also ein im Freien aufgeschichteter hoher Heuhaufen, hat Vlaminck mehrfach in seinem Spätwerk beschäftigt. Vielleicht mag es seiner Begeisterung für die nordfranzösische Agrarlandschaft geschuldet sein. Auch kunsthistorisch gibt es zwei bedeutende Referenzen, die für den Maler von Bedeutung gewesen sein werden. Monet, den Vlaminck bis ins hohe Alter bewunderte, hatte zwischen 1888 und 1891 seine heute berühmte Serie von Heuschobern angefertigt, die er auf den Feldern neben seinem Anwesen in Giverny beobachtet hatte. Er hielt sie zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten fest, wobei stets das Licht eine entscheidende Rolle spielte. Auch van Gogh malte 1888 das Motiv in der Provence – Vlaminck sah den niederländischen Künstler als wichtigstes Vorbild, besonders in den frühen Jahren.
Vlamincks Heuschober haben neben dem Motiv allerdings wenig gemein mit den Umsetzungen von Monet oder van Gogh, denn die Bildatmosphäre ist eine ganz andere. Tiefschwarze Gewitterwolken hängen über den beiden Getreidehaufen, auf dem Feld liegen dunkle Schatten. So entsteht ein fast unheimlicher Eindruck. Rechts oberhalb der drei kleinen, nur mit einem Pinselstrich angedeuteten Häuschen offenbart der Himmel ein wenig Blau und ein zarter Lichtstreifen ist über dem Horizont sichtbar – ein kurzer Moment der Aufklarung.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Musée d‘art moderne Paris
- Ort & Datierung
- 1952
- Inventarnummer
- AMVP 2681