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#225

Stillleben

Vlaminck, Maurice de (1876-1958) | Künstler:in

01:38

In diesem Stillleben von 1910/11 lässt sich die Auseinandersetzung Vlamincks mit dem Kubismus sehr deutlich erkennen. Wie die Stillleben in den Jahren zuvor zeigt es nahsichtig ein Arrangement aus verschiedenen Objekten, hier ein blauer Krug, eine auf einem Fuß stehende Obstschale, einen Teller und eine Kanne. Doch die Formen sind nun kantig gestaltet, wie beispielsweise der Fuß der Obstschale, und gehen in die Formen des Umraums über. Zudem ist der Standpunkt der Betrachtenden erhöht, so dass eine Aufsicht entsteht, während sich zugleich der vermeintliche Tisch, auf dem die Objekte stehen, nach oben hin hochzieht. Die Perspektive ist merklich verzerrt, ein Gefühl von Tiefenräumlichkeit stellt sich nicht ein. Die Malweise ist deutlich geglättet, nur noch vereinzelt sind Pinselstriche zu erkennen. Ein kräftiges Orange dominiert und bildet einen Kontrast zum Taubenblau, ein helles Grau setzt einen Akzent rund um die Obstschale herum.

Rückblickend äußerte Vlaminck sich 1929 ablehnend zum Kubismus: „Der Kubismus wurde zu einer Art Seuche.“ Vlaminck lehnte diesen Stil ab, weil er aus dem Geiste, nicht der reinen Naturanschauung stamme. In seinem Gesamtwerk dominierte das Freiluftmalen vor dem unmittelbaren Natureindruck, erkennbar an den zahlreichen Landschaften, die entlang der Seine entstanden. Die Gattung des Stilllebens nahm in Vlamincks Schaffen eine Sonderrolle ein: Es war für ihn ein Experimentierfeld, um künstlerische Mittel auszuprobieren oder zu testen und so seine Malerei weiterzuentwickeln.

Zitat: Vlaminck, Gefährliche Wende, 1959, S. 81

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
via Galérie de la Présidence, Paris
Ort & Datierung
1910/11
Inventarnummer
MdV_2024_05
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