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#208

Das ländliche Frühstück

Vlaminck, Maurice de (1876-1958) | Künstler:in

01:47

Während die Dreiergruppe am Tisch in der Mitte des Bildes ruhig erscheint, ist der gesamte Umraum des Gemäldes in Bewegung. Er besteht aus vielen kurzen Pinselstrichen, die Vlaminck in der unteren Zone konsequent vertikal nebeneinandergesetzt hat. Rot, Gelb und Orange dominieren die Darstellung und sorgen für ein regelrechtes Farbleuchten. Dunkles Blau schafft einen stimmigen Kontrast. Motivische Details, wie die Baumstämme rund um die kleine Gruppe, der Stuhl oder die angedeutete Theke in der rechten oberen Bildecke, sind erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Die durch die vielen Pinselstriche rhythmisierte Bildgestaltung lässt sich mit einem All-Over-Effekt beschreiben, der dazu führt, dass die visuelle Erschließung des Bildes nicht sortiert vom Vorder- bis in den Hintergrund geschieht. Stattdessen bewegen sich die Augen der Betrachtenden sprunghaft über die gesamte Bildfläche, einzig die Figurengruppe bildet ein ruhiges Zentrum.

Die drei Figuren, ein Mann im hellblauen Anzug und zwei Frauen in weißen Kleidern, sitzen an einem grünen Tisch im Freien, ein weiterer Stuhl ist noch frei. Nur selten hat Vlaminck Figurengruppen gemalt. Bei dem dargestellten Restaurant handelt es sich vermutlich um La Grenouillère, der Maler hat es mehrfach abgebildet. Mit dem Titel des Bildes „Das ländliche Frühstück“ (frz. „Le Déjeuner champêtre“) und dem Bildthema rekurriert Vlaminck auf eines der bekanntesten Gemälde des 19. Jahrhunderts: Édouard Manets „Das Frühstück im Grünen“ („Le Déjeuner sur l'herbe“). 1863 wurde es auf Grund der dargestellten Nacktheit vom Pariser Salon abgelehnt. Vlaminck, der sich als künstlerischer Rebell verstand, berief sich hier also wiederum auf ein Vorbild, das ebenfalls unkonventionelle Wege eingeschlagen und mit seiner Malerei mehr als einmal provoziert hatte.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
via Sothebys London
Ort & Datierung
1905
Inventarnummer
MdV_2024_14
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