1901 fand in der Galerie Bernheim-Jeune die erste Pariser Retrospektive des 1890 verstorbenen Künstlers Vincent van Gogh statt. Für Vlaminck war der Besuch der Ausstellung wegweisend, bei der er auch Matisse kennenlernte. Van Gogh war wie er Autodidakt und hatte mit seiner Malerei akademische Normen gesprengt. Weil Vlaminck sich selbst auch als Rebellen verstand, wurde van Gogh nicht nur künstlerisch ein großes Vorbild. Rückblickend hielt Vlaminck über den Ausstellungsbesuch 1901 fest, dass ihn die Werke van Goghs „im Innersten aufgewühlt“ hätten. An anderer Stelle erklärte er: „An jenem Tage liebte ich van Gogh mehr als meinen Vater.“
Die malerische Auseinandersetzung mit dem Niederländer lässt sich im Gemälde „La Grenouillère“ deutlich erkennen. Vlaminck arbeitete die vornehmlich dunklen Farben mit breitem Pinsel dick auf und setzte die einzelnen Objekte mit schwarzer Kontur ab. Das dargestellte „La Grenouillère“, ein schwimmendes Café, das zugleich einen Bootsverleih und eine Badestelle auf der Seine in Croissy-sur-Seine betrieb, war ein beliebter Treffpunkt der Impressionist*innen. Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir malten es beide im Jahr 1869 und auch Vlaminck hat das Café mehrfach festgehalten. Für die hier vorliegende Version nutzte er ein leuchtendes Orangerot, das sich gut von den erdigen Tönen abhebt und einen Kontrast zum Türkisgrün bildet. Vor einem schräg durch das Bild verlaufenden Baum steht ein Zweiertisch, daneben eine Figur. Leuchtendes Rot markiert hier das optische Zentrum. Links säumen einige Laternen und weitere Tische den Platz, rechts ist der Eingang ins Café dargestellt.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Brooklyn Museum of Art
- Ort & Datierung
- um 1905
- Inventarnummer
- MdV_2024_12