Auch der in Deutschland lebende brasilianische Künstler Almir Mavignier stellte in der Galerie Azimut aus. Er stand der Group de Recherche d’Art Visuel nahe, einer internationalen Gruppe, deren Haltung der Fontanas entsprach: Erforschung, Erkundung, Recherche. Mavigniers Bilder bestehen allein aus Punktfeldern, die zu Rastern geordnet sind. Die verschiedenfarbigen Punkte des Wuppertaler Werks „Gelbe Linie“ liegen auf rotviolettem Untergrund. Durch eine streng konzipierte optische Farbmischung entstehen Farbverläufe und -strukturen. Diese sind nicht auf den ersten Blick wahrzunehmen, wodurch das visuelle Bewusstsein angeregt und aktiviert wird. Die dreidimensionale Beschaffenheit jedes Punktes lässt Mavigniers Gemälde wie ein Relief wirken. Durch den pastosen Auftrag der Farben entsteht ein Spiel mit Licht und Schatten.
Dass die Kunst radikal neu gedacht werden musste, war Ende der 1950er Jahre für junge Kunstschaffende unumstritten und dringende Herausforderung: Die abstrakte informelle und tachistische Malerei hatte sich totgelaufen, wurde als zu subjektiv und emotional kritisiert, galt als erstarrt, letztendlich auch inflationär überpräsent.
Die gestische Malerei wurde bei Fontana nun durch die eine Geste, die er mit seinen Löchern und Schnitten in höchster Konzentration vortrug, ersetzt. Sie war klar und einfach, präzise und elegant, ohne persönliche Emotion, konterkarierte gar den Mythos von der persönlichen Handschrift des Künstlers. Die Künstler:innen im Umkreis von ZERO sahen darin eine neue, visionäre und vor allem authentische Kunst.
- Material & Technik
- Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- 1964
- Inventarnummer
- G 1175