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Fontanas monochrome Schnittbilder

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1949 revolutionierte Lucio Fontana die Kunst, indem er die Fläche eines Blattes Papier oder einer Leinwand mit einem Stecheisen durchbohrte. Raum entsteht aufgrund einer Geste, einer Handlung, nicht mehr durch zeichnerische oder malerische Illusion. Bis in die späten 1950er Jahre zeigen viele Bildflächen, die Fontana perforierte, ein malerisches „Sfumato“ (it. wörtlich „verraucht“), in dem Pinselstriche oder zart schwebende geometrische Formen erkennbar sind.

Im Jahr 1958 entstanden die ersten Werke der „Attesa“-Reihe, in denen Fontana seine Raumvorstellung durch „tagli“, Schnitte, formulierte: Auch hier arbeitete Fontana zunächst mit malerisch bewegten Gründen, ehe er zu anonym wirkenden monochromen Flächen überging, die keine erkennbaren handschriftlichen Spuren mehr aufweisen. Damit ordnete er sich in eine internationale Bewegung ein, die in diesen Jahren mit Hilfe reiner Farbflächen die Dynamik einer einzelnen Farbe visuell und physisch erlebbar machen will.

Die satten Farben von Fontanas monochromen Schnittbildern rufen einerseits Assoziationen zur Farbgebung in der italienischen Malerei von Renaissance und Barock hervor, die er in der Kunstgalerie der Accademia di Brera studieren konnte. Andererseits hat zweifellos auch die Stadt Mailand selbst mit ihrer klassizistischen Architektur und ihren berühmten Designern, mit ihrem Stilbewusstsein und Ihrer Eleganz seine Sensibilität geprägt.

Für seine Arbeiten mit „tagli“ bevorzugte Fontana wasserbasierte Farben, die beim präzisen Aufschlitzen der Leinwände Vorteile boten, da sie die Spannung der Leinwand verringerten. Die Ausführung der Schnitte variiert: Einige wurden von der Vorderseite, andere von der Rückseite der Leinwand gesetzt, wodurch sich die Ränder entweder nach hinten wölben oder nach vorne aufklaffen. Um eine besondere Tiefenwirkung zu erzielen, spannte Fontana hinter die aufgeschlitzten Flächen oft schwarze Gaze, die die räumliche Tiefe der Schnitte gleichsam ins Unendliche verstärkte.

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