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Lothar Wolleh, Atelier Lucio Fontana, Mailand 1965

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1962 eröffnete Lothar Wolleh ein Fotostudio in Düsseldorf, noch bevor er sein Studium an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen abgeschlossen hatte. Wolleh arbeitete zwar seit Anfang der 1960er Jahre als Fotograf für renommierte Werbeagenturen, doch es waren seine Künstlerporträts, mit denen er sich einen Namen machte. In knapp 20 Jahren porträtierte er über 160 Künstler:innen, viele davon aus dem Umfeld von ZERO, der internationalen Künstlergruppe, die Ende der 1950er Jahre in Düsseldorf mit den Künstlern Heinz Mack und Otto Piene als Mittelpunkt Fuß fasste. 1963 lernte er Fontana in Düsseldorf kennen. Der Kontakt intensivierte sich schnell. Zwischen 1963 und 1967 besuchte Wolleh Fontanas Atelier in Mailand mindestens 13 Mal.

Fontana genoss im Kreis der rheinischen Künstler:innen große Bewunderung. Die Präsenz, Ausstrahlung und das Charisma, das Fontana besaß, kommen in Wollehs Fotografien aus dem Atelier zum Ausdruck. Heinz Mack zum Beispiel war tief beeindruckt: „So freundlich, höflich, zuvorkommend, lebhaft seine Erscheinung auch war, faszinierte sie mich zuerst und nicht zuIetzt, weil er das war, was man einen Herrn, einen Grande nennt.“ Und Otto Piene beschrieb seine erste Begegnung mit Fontana folgendermaßen: „Selten hatte ich je vorher die Empfindung einer so natürlichen Noblesse.“

In den Fotografien aus dem Mailänder Atelier posiert Fontana vor und mit seinen Werken. Gut erkennbar sind die „teatrini“ oder auch eine eiförmige Arbeit „La Fine die Dio“. Wolleh selbst spielt mit dem Raum, mit verschiedenen Dimensionen, mit Weitsicht und Detailaufnahmen, womit er Fontanas Idee einer raumbezogenen Kunst aufnimmt. Die Fotografien mit Brille, durch die man nur blicken kann, weil sie aufgeschnitten oder perforiert sind, zeigen nicht nur Fontanas und Wollehs Sinn für Humor und Selbstironie, sondern sind auch ein Verweis auf die Bedeutung der „tagli“ und „buchi“, die Schnitte und Löcher.

Fontana hat sich nie als Maler verstanden. Die Fotografien des Messers und des Stecheisens zeigen Fontanas Werkzeuge, die er an Stelle des traditionellen Pinsels einsetzte.

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