Die Werkserie „quanta“ (Quanten) von Lucio Fontana gehört zur größeren Familie der „tagli“, den berühmten Schnittbildern des Künstlers. Seit den späten 1940er Jahren setzte Fontana bereits verschiedenen Materialien ein, mittels derer er die geschlossene Oberfläche der Leinwand aufbrach, sie in den Raum wachsen ließ. Die ersten „tagli“, bei denen Fontana mit einem Messer in die Leinwand schnitt, wodurch der vor beziehungsweise hinter der Leinwand liegende Raum sichtbar und erfahrbar wurde, entstanden 1958.
„Concetto spaziale, I Quanta“ von 1960 besteht aus neun Elementen, die flexibel angeordnet werden können. Die unterschiedlichen Formen der roten Leinwände – jede durchzogen von einem oder zwei charakteristischen Schnitten – scheinen fast über die Wand zu tanzen. Der Titel der Serie, „quanta“ (Quanten), stammt aus der Physik: „Quant“ bezeichnet die kleinste unteilbare Einheit einer physikalischen Größe. Sie bildet die Grundlage für viele moderne Technologien, von der Atomphysik bis hin zu Quantencomputern.
Lucio Fontana bezieht sich in seiner Wandinstallation in erster Linie auf die Vorstellung eines Quantums, das sich in einem großen Ganzen, aber frei im Raum bewegt, das den bekannten physikalischen Gesetzen widerstrebt und bislang unbekannte Eigenschaften hat. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Quantenmechanik intensiv wissenschaftlich erforscht, was in den 1950er Jahren auch zu philosophischen Diskussionen führte.
In dieser Werkserie vereinen sich Fontanas künstlerisch visionäres Denken und seine naturwissenschaftlichen Interessen. Intuitiv nähert er sich der Komplexität wissenschaftlicher Theorien und Herausforderungen, ohne das physikalische Rätsel um Raum und Zeit auflösen zu wollen.
- Material & Technik
- Wasserbasierte Farbe auf Leinwand, Schnitte, perforiert
- Museum
- Fondazione Lucio Fontana, Mailand
- Datierung
- 1960
- Inventarnummer
- 60 Q 1