Das "Ambiente spaziale con neon" (Räumliche Umgebung mit Neon) präsentierte Lucio Fontana ursprünglich 1967 im Stedelijk Museum Amsterdam. Für diese Ausstellung wurde sie rekonstruiert und bildet Abschluss und Höhepunkt des Parcours. In Amsterdam hingegen stand sie am Beginn und fungierte als Tor zu Fontanas Kunstwelt: Wer seine Ausstellung betreten wollte, musste zunächst dieses immersive Kunstwerk durchqueren – ein Erlebnis, das Fontana bewusst so inszenierte, um das Bewusstsein und die Sensibilität der Besucher für das Anliegen seiner Kunst zu erweitern. Konzeptuell denkend, wollte er ein verändertes Verständnis von Raum vermitteln.
Sobald Sie die Installation betreten, werden Sie unweigerlich von einer besonderen Atmosphäre ergriffen: Die Wände und die Decke sind vollständig mit pinkfarbenem Stoff ausgekleidet, und das einzige Licht kommt von einer ihrerseits pinkfarbenen Leuchtstoffröhre, die als leicht vibrierende Linie unter der Decke schwebt. Ihre Form verweist nicht nur auf Fontanas Arbeiten auf Papier. Sie besitzt auch eine gestische Qualität, die den Ritzungen auf vielen seiner Reliefs und Bilder ähnelt. Mit Hilfe der neuartigen Technik der Neonröhre konnte Fontana Raum buchstäblich „beschreiben“.
In Fontanas „Ambiente spaziale“ lösen sich herkömmliche Kategorien der Kunst auf. Der Raum enthält kein Kunstwerk, sondern er ist selbst zum Werk geworden. Die Zeichnung, hier als Lichtspur manifestiert, erobert den Raum, und der Raum selbst, durchtränkt von Farbe, scheint die physischen Grenzen der Architektur zu überschreiten. Die Besuchenden befinden sich nicht mehr vor dem Kunstwerk, sondern mitten darin. Sie erleben die Kunst sowohl mit ihren Augen als auch mit dem ganzen Körper.
Fontanas erste „Räumliche Umgebung“, das „Ambiente spaziale a luce nera“ (Räumliche Umgebung mit Schwarzlicht), entstand schon 1949, also im selben Jahr wie seine wegweisenden Lochbilder. Ihre Wirkung auf das Publikum war überraschend und überwältigend. Eine italienische Zeitung titelte: "Lucio Fontana hat den Mond berührt“.