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Raum 5: Öffnung des Raumes

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"Ich mache ein Loch in die Leinwand, um die überkommenen bildlichen Formeln hinter mir zu lassen, das Gemälde und die traditionelle Kunstauffassung, und ich entfliehe im symbolischen, aber auch im materiellen Sinne der glatten Oberfläche."
Lucio Fontana

Seine wichtigste Erfindung, sagte Lucio Fontana selbst, sei das „Loch“ (ital. „buco“) gewesen. Er machte sie 1949. In diesem Jahr durchlöcherte er erstmals Papierbögen und Leinwände mit einem Stecheisen: eine einfache bildhauerische Handlung, die die Spielregeln der Kunst ein für alle Mal veränderte. Bis dahin war die Fläche einer Leinwand oder eines Blattes Papier nichts als ein Untergrund gewesen, auf dem malerisch oder zeichnerisch eine Illusion von Raum entfaltet wurde. Fontana aber öffnete sie tatsächlich für den Raum.

Die ersten Lochbilder sind ganz und gar weiß – ein Hinweis auf den Nullpunkt, den Fontana markieren wollte. Später arbeitete er mit farbigen Gründen und malerischen Setzungen, die an die Kunstrichtung des Informel erinnern. Die Lochungen sind rhythmisch gesetzt und fügen sich oft zu geometrischen Ordnungen. Wenn sie Kreise oder Spiralen bilden, denkt man unweigerlich an Sternensysteme. Fontana hat diese Anmutung bewusst verstärkt, indem er seine Bilder von hinten beleuchtete. Das „Loch“ war für ihn ein Instrument, um das Bewusstsein zu erweitern – bis in kosmische Dimensionen.

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