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#132

An die Schönheit

Dix, Otto (1891-1969) | Maler:in

02:16

Im Zentrum dieser abendlichen Tanzszene steht der Maler selbst: Stehend, im Dreiviertelprofil, blickt Otto Dix (1891–1969) skeptisch in Richtung der Betrachtenden. Den Raum hinter ihm bevölkern ringsum Puppen und Menschen: Zwei Tanzende, ein Schlagzeuger, ein Kellner und eine Dekorationsbüste. Kaltes Schlaglicht hebt das Gesicht des Malers aus dem Halbdunkel hervor. Wie ein Signal markiert das spitze Dreieck seines weißen Hemdes präzise den Bildmittelpunkt und betont seine zentrale Rolle. Dix gibt sich ernst und nüchtern. Der Telefonhörer in seiner linken Hand unterstreicht seine Abgrenzung vom Tanzvergnügen wie auch von der traditionellen Künstler:innenrolle. Die moderne Verbindung nach außen kennzeichnet ihn als Berichterstatter, als „Wirklichkeitsmenschen“, wie er sich später selbst bezeichnet. Während die Puppe in der linken Bildecke noch einem Weiblichkeitstypus des vergangenen Jahrhunderts entspricht, verkörpert die Tänzerin dahinter die sogenannte ‚Neue Frau‘ der 1920er Jahre mit kurzem Bubikopf.

„An die Schönheit“ ist auch der Titel eines Gedichts des elsässischen Lyrikers Ernst Stadler (1883–1914), der durch seine Gedichtsammlung „Der Aufbruch“ zu einer Leitfigur des Expressionismus wird. Gegen expressionistische Tendenzen grenzt Dix sich nach seinen Fronterfahrungen als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg entschieden ab: „Kunst machten die Expressionisten genug. Wir wollten die Wirklichkeit ganz nackt, klar sehen, beinahe ohne Kunst.“ So erweisen sich auch die von Dix gewählten Motive oft als polemisch zugespitzt und sozialkritisch.

Material & Technik
Leinwand (doubliert)
Museum
Von der Heydt Museum
Datierung
1922
Inventarnummer
G 1340
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