Paul Signac (1863–1935) war ein leidenschaftlicher Segler und besaß selbst gleich mehrere Segelboote, die im Hafen von Saint-Tropez vor Anker lagen. Diese Passion und das gleißende Licht an der Côte d’Azur sind für ihn Ausgangspunkte für eine Serie leuchtender Hafen- und Küstenbilder, von denen die Fassung im Von der Heydt-Museum ein ausgezeichnetes Beispiel ist. Vor einer hell beleuchteten Häuserzeile im Hintergrund sind vier zum Start vorbereitete Schiffe dargestellt. Ihre Wimpel und Segel werden vom Wind gestreckt. Wie Pfeile liegen die Boote mit ihren spitzen Klüverbäumen auf dem Wasser.
Signac ist zu Beginn vom Impressionismus, vor allem von Claude Monet (1840–1926) inspiriert, bevor er 1885 Georges Seurat (1859–1891) kennenlernt und sich dessen künstlerischen Erneuerungsversuchen anschließt. Im Vergleich zu den impressionistischen Landschaften, in denen der flüchtige Augenblick einzufangen versucht wurde, waren die Vertreter des Neo-Impressionismus bestrebt, „der Landschaft einen endgültigen, absoluten Aspekt zu geben“, so der Kunstkritiker Félix Fénéon (1861–1944). An die Stelle der spontanen Pinselführung im Impressionismus tritt nun ein systematisch organisierter, sich aus gleich großen Punkten zusammensetzender Farbauftrag, der die Leinwand gleichmäßig überzieht. Diese nach wissenschaftlichen Regeln neu definierte Form der Malerei bedingt einen langsamen Arbeitsprozess im Atelier anstatt der schnellen, witterungsabhängigen Freilichtmalerei. Das Bild „Segelboote im Hafen von Saint-Tropez“ ist ein charakteristisches Beispiel für die statisch-ruhigen Bildwelten des Neo-Impressionismus.
- Material & Technik
- Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- 1893
- Inventarnummer
- G 0239