Anfang der 1840er Jahre fand der französische Maler Gustave Courbet (1819–1877) zu seinem eigenen künstlerischen Stil, der ihn zum Begründer des sogenannten „Realismus“ werden lässt. Künstler:innen, die zum Kreis des Realismus zählten, wandten sich gegen Darstellungen des Klassizismus und der Romantik. Sie lehnten akademische Konventionen kompromisslos ab. Ihr Ziel war es, die Wirklichkeit abzubilden, ohne sie zu idealisieren.
Von dem vorliegenden Motiv, dem Felsenbogen „Porte d’Aval“, fertigt Courbet zahlreiche Ansichten während seines Aufenthalts im Sommer 1869 in der Normandie in Étretat an. Der Maler wählt hier einen Standort am Ufer. Von dort aus nahm er zunächst den unbelebten Strand in den Blick, der formal und farblich zu der eindrucksvollen Felsformation überleitet. Der engere Bildausschnitt und die Beschränkung auf die Darstellung nur eines Bootes suggerieren die Ursprünglichkeit dieser Naturformation. Auch der Impressionist Claude Monet (1840–1926) sollte später diesen berühmt gewordenen Felsenbogen im Norden Frankreichs mehrfach malen.
In einem Brief an den Dichter Victor Hugo (1802–1885) schreibt Courbet: „Das Meer! Das Meer! Es macht mich traurig mit seiner Schönheit! Wenn es heiter ist, erweckt es in mir den Eindruck eines Tigers, der lacht; ist es trübe, lässt es mich an Krokodilstränen denken; und tobt es in wilder Wut, empfinde ich es als Ungeheuer in einem Käfig, das mich verschlingen möchte.“
- Material & Technik
- Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- um 1869
- Inventarnummer
- G 0115