In diesem Selbstporträt reflektiert Beckmann seine innere Gefühlslage sowie äußere gesellschaftliche Umstände: 1921, als das „Selbstbildnis als Clown“ entstand, war Beckmann 37 Jahre alt. Er befand sich in einer persönlichen Umbruchphase. Nach seinem Dienst als Sanitäter im Ersten Weltkrieg in Belgien erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Die Verarbeitung dieser Erfahrungen und die Genesung dauerten an. Zu seiner Frau Minna Tube und seinem Sohn Peter nach Berlin kehrte Beckmann nicht zurück, sondern lebte in Frankfurt am Main.
Im „Selbstbildnis als Clown“ präsentiert sich Beckmann mit Attributen aus der Welt der Narren: Harlekinskragen, Narrenpritsche, Maske und Tröte. Seine ernsten Gesichtszüge verweisen auf den Typ des melancholisch-traurigen Clowns, wie sie in Form des „Pierrot“, des traurigen Clowns aus der „Commedia dell’arte“, bekannt sind. Künstler:innen haben sich seit jeher mit Clowns und Narren identifiziert, die meist als Randfiguren der Gesellschaft lebten. In dieser Tradition steht auch Beckmanns Selbstbildnis. Er sitzt zurückgezogen in einem Raum, der aus den Fugen geraten zu sein scheint. Spiegel und Vorhang hängen schief, und der Lehnstuhl, auf dem der Künstler sitzt, kippt fast zur Seite. Seinen rechten Arm streckt Beckmann demonstrativ aus. Erkennbar sind seine dunkelblauen Adern auf der blassen Haut. Diese Geste verweist auf Darstellungen Jesu Christi als Schmerzensmann. Durch diese bewusste Inszenierung seines Körpers stilisiert sich Beckmann selbst als leidender Künstler am Rand der Gesellschaft. Seit seiner Kindheit hatte Beckmann die Welt des Theaters, Zirkus und des Varietés bewundert. Für ihn waren sie Sinnbilder der Gesellschaft. Die Welt als Bühne, das Schauspiel des Lebens, wurde demnach oft Thema in seinen künstlerischen Arbeiten.
- Material & Technik
- Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- 1921
- Inventarnummer
- G 0778