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#236

Und am ebenen Ufer tanzen

Rothschild, Judith (1921-1993) | Maler:in

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Die Werke der amerikanischen Künstlerin Judith Rothschild (1921–1993) stehen zwischen europäischer Tradition und amerikanischem abstrakten Expressionismus. Aus einer deutsch-jüdischen Familie stammend, jedoch in New York geboren und aufgewachsen, hat Rothschild in diesem Spannungsfeld zu ihrem ganz persönlichen Stil gefunden.

Das Bild „Und am ebenen Ufer tanzen“ von 1972 zeigt ihre Nutzung der Collagetechnik und eine neue Technik des Formenschneidens. Weiße, figurativ-körperlich wirkende Reliefformen überlagern eine zweigeteilte Bildfläche mit lebhaften Farben: oben rosa, rechts pink, unten gelb. Ausgelöst durch die Farbaufteilung und den Titel wird die Assoziation einer Meereslandschaft erzeugt: Über dem gelben Strand öffnet sich der Blick auf das pinke Meer unter einem rosa Himmel. Die Horizontlinie ist blau hervorgehoben.

Durch ihre schwarzen Umrandungen erscheinen die weißen Formen wie figürliche Gebilde. Als Reliefformen schaffen sie eine tänzerische Bewegung auf der Fläche. Das Bild vermittelt Gefühle von Heiterkeit bis Melancholie und die Komposition spiegelt eine dynamische Harmonie wider. Das Bild mag vielleicht eigene Strandaufenthalte in Erinnerung rufen. Naturalismus und Abstraktion werden auf subtile Weise ausbalanciert. Der Titel „Und am ebenen Ufer tanzen“ bezieht sich auf eine Zeile aus einem Gedicht des irischen Dichters William Butler Yeats, was zu einer poetischen Atmosphäre beiträgt.

Judith Rothschild war in den Jahren 1943 und 44 in New York Schülerin von Hans Hofmann, der als Vermittler zwischen den modernen Kunsttraditionen Europas und Amerikas und als Pionier des amerikanischen abstrakten Expressionismus eine wichtige Rolle spielte. Das Werk „Vase auf dem roten Tisch“ von Hofmann (an der rechten Wand, Mitte) stammt aus dem Jahr 1938. 1880 in Bayern geboren und in München und Paris von der künstlerischen Avantgarde inspiriert, lebt Hofmann seit 1934 in New York. Dort entstehen zahlreiche Landschaften und Innenraumbilder. Charakteristisch für diese Interieurs ist der Tisch im Zentrum des Bildes mit den darauf stilllebenhaft arrangierten Gegenständen. Hofmanns Malerei ist heftig in der Geste und großzügig im Farbauftrag. Rot, Gelb, Blau sind die dominierenden Farben. Ihre Leuchtkraft und der flächige Auftrag zeigen den Einfluss von Henri Matisse. Hofmanns Nähe zur französischen Malerei und sein großer Einfluss in den USA zeigt den europäischen Ursprung der amerikanischen Malerei nach 1945.

Material & Technik
Collage, Acryl und Tusche auf Schaumstoff
Museum
Von der Heydt Museum
Datierung
1972
Inventarnummer
G 1790
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