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#214

Konstantins Traum

Fox, Pius (1983-) | Künstler:in

03:11

Pius Fox studiert an der Universität der Künste Berlin bei Henning Kürschner sowie Frank Badur und besucht die Meisterklasse von Pia Fries. Die Malereigeschichte ist für ihn ein unendlicher Fundus, was Formen, Materialien und Inhalte angeht, und sie ist eine Inspirationsquelle, aus der sich Neues ergibt. Fox geht mit diesem Kosmos ohne Berührungsängste um, ohne sich als Avantgardist, der mit der Tradition bricht, beweisen zu wollen. Für die Malerei der Renaissance, für Piero della Francesca oder Giotto di Bondone interessiert er sich genauso wie für Henri Matisse und Richard Diebenkorn.

Schon die Tatsache, dass Fox Eitempera als Untermalung verwendet, eine Technik der Alten Meister, zeigt, dass er sich den Maler:innen früherer Zeiten verpflichtet fühlt. Seine zarten, gedeckten Farben dagegen sind typisch für die Farbskala der heutigen Welt. Das grafische Element dominiert. Aus Strichen und Linien entwickelt er Formen, so als würde ein Gedanke zu einer Geschichte ausformuliert. Die Umsetzung mit Pinsel auf Leinwand entspricht der Sichtbarmachung eines Themas, weniger einer persönlichen Künstlerhandschrift. Unverwechselbar wird seine Malerei dadurch, dass er künstliche Räume entstehen lässt, in denen sich Betrachtende erst einmal zurechtfinden müssen. Oft setzt er auf kleine Formate. In einem Interview von 2015 erklärt er dazu: „Mir ging es darum, erstmal Grenzen festzulegen, um innerhalb von Grenzen freier zu sein. Im Kleinformat konnte ich Tiefe und den Sog der Flächen intensiver darstellen, die Mittel viel besser kontrollieren und Sachen ausprobieren. Das Bild wird zum Fenster, ein wichtiges Motiv für mich. Bei Großformaten fühlt es sich schnell ‚all over‘ an. Wenn man davorsteht, sieht man mitunter einfach nur Material. Ich muss mich ständig damit beschäftigen, wie sich das Bild im Raum und wie sich der Mensch davor verhält und von welchem Standpunkt man das Bild idealerweise anschaut.“

Der Titel „Konstantins Traum“ bezieht sich möglicherweise auf die antike Erzählung der Schlacht um Rom und das weströmische Reich: In der Nacht vor der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahre 312 nach Christus erschien – so die Legende – Konstantin dem Großen im Traum das Christus-Monogramm mit den Worten „in hoc signo vinces“, „In diesem Zeichen wirst du siegen“. Er ließ es auf seine Feldzeichen schreiben und gewann danach den Kampf, eroberte Rom und Kaiserkrone. Piero della Francesca malte die Szene als Fresko um 1452.

Pius Fox hat das Motiv in zahlreichen Variationen und Farbschemata gemalt. Das Wuppertaler Werk zeigt eine erdfarbene Dreiecksform, die an eine Pyramide erinnert. Vor violettem Hintergrund ragt sie zentral in den Bildraum auf. Die stark verdünnte Eitempera-Farbe ist in dicken Pinselstrichen horizontal aufgetragen und lässt an vielen Stellen die darunterliegende Struktur der Holzplatte erkennen, die als Bildträger dient. Bei längerer Betrachtung entsteht durch den Farbkontrast eine scheinbare Dynamik: Die Bildflächen erscheinen in einer abwechselnden Bewegungsfolge des Hervor- und Zurücktretens. Die Farbgebung und Formensprache vermittelt den Eindruck einer Landschaft, ohne diese konkret abzubilden.

Material & Technik
Eitempera und Öl auf Holz
Museum
Kunst- und Museumsverein
Datierung
2020
Inventarnummer
KMV 2021/172
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