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#242

Havapaintamilkaday

Hödicke, Karl H. (1938-) | Künstler:in

02:17

Karl Horst Hödicke, geboren 1938 in Nürnberg, ist Schüler von Fred Thieler, einem der bekanntesten Maler des Informel, und Hödicke nannte sich selbst häufig einen „trainierten Tachisten“. Aber obgleich die informelle oder tachistische Malweise für ihn der Ausgangspunkt war, sind seine Bilder figurativ. Zu beengend, zu einschränkend war für ihn die gegenstandslose Malerei. „Ich hatte informelle Bilder gemalt und ließ plötzlich Gegenstände ganz kräftig aus diesem informellen Blubber auferstehen,“ sagt Hödicke. Seine Figuren sind expressiv und manchmal monumental wuchtig ins Bild gesetzt. Allerdings erscheint dieser neue Expressionismus trotz großer Geste gezügelt, wenn man die seriellen, ornamentalen Bildelemente oder die aufeinander abgestimmten Farbflecken, die der Komposition unterlegt sind, betrachtet.

Der lange in Berlin lebende Maler, der erst kurz vor Ausstellungsbeginn Anfang Februar verstorben ist, hielt sich in den 1980er Jahren mehrfach an der irischen Westküste auf. Seine charakteristische Art, mit Farben umzugehen, verband er mit den Motiven, die er dort fand. Daraus ist das Wuppertaler Bild „havapaintamilkaday“ entstanden. Es zeigt drei Personen, die sich um ein geschlachtetes Schaf gruppieren. Es ist in archaisches Fest, das den Betrachtenden geboten wird: Ein Schaf wurde geschlachtet und nun spielt einer der Männer Geige, einer Akkordeon und ein dritter zündet sich eine Pfeife an. Die Heftigkeit der absurden Szene lässt schaudern. Das Schaf, strahlend weiß, aber rot blutend, hat die Augen weit aufgerissen. Der Gesichtsausdruck des Mannes am rechten unteren Bildrand wirkt brutal und finster, dagegen wirken die beiden Gesichter am oberen Bildrand geradezu harmlos freundlich.

Dabei ist es nicht einfach, die einzelnen Figuren im Farbenfuror auszumachen. Sie scheinen getrennt von der Malweise, den Farbflecken, Pinselschwüngen und den Farbtropfen, die fast wie Tränen über das Bild laufen. Die Buchstabenfolge „havapaintamilkaday“ verrätselt die undurchsichtige Szene zusätzlich: Soll man sich einen „pint of milk“ gönnen, oder bezieht sich dieser Appell auf die Farbe, denn es steht „paint“ und nicht „pint“ dort geschrieben? Verharmlosend ist das vielleicht, aber man liest ja auch „IRE“ auf dem Rücken des Akkordeonspielers. Irland also – doch denkt man, bei der Heftigkeit des Bildes, auch automatisch an Zorn, lateinisch „Ira“.

Material & Technik
Kunstharz auf Leinwand
Museum
Kunst- und Museumsverein
Datierung
1983
Inventarnummer
KMV 2006/1
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