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Komposition

Hölzel, Adolf (1853-1934) | Maler:in

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Adolf Hölzel gilt – wie Wassily Kandinsky und Wilhelm Morgner – als einer der Pioniere der Abstraktion. 1853 in Böhmen geboren, setzt sich Hölzel zu Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv mit der Farbenlehre auseinander und entwickelte eine aus Farbflächen gestaltete Malerei. Das Pastell „Komposition“ von 1933 gehört zum Spätwerk des Künstlers, der ein Jahr später in Stuttgart verstirbt. Das Wuppertaler Bild aus bunten Farbfeldern wird von drei Kreisen dominiert: In einem großen Kreis, der rechts im Bild angeordnet ist, sind zwei Bäume mit blauen Baumkronen und zwei Figuren auszumachen. Die aus mehreren Farbfeldern zusammengesetzte Kreisform in der oberen linken Bildecke bildet eine weitere Baumkrone. Eine dritte Figur wird links in einem Oval hervorgehoben. Obwohl die Figuren durch Farbe, Form und breite schwarze Konturen voneinander getrennt sind, scheinen sie doch Teil eines harmonischen großen Ganzen zu sein. In diesem Kosmos bezieht sich alles aufeinander und ergänzt sich: Farbe und Form, Mensch und Natur werden zu einer harmonischen Einheit.

Seit 1905 ist Adolf Hölzel Professor an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, wo beispielsweise Willi Baumeister und Oskar Schlemmer zu seinen Studierenden gehören. Als Kunstpädagoge ist er höchst innovativ. Er ermunterte seine Schüler:innen dazu, sich auf die elementare Kraft der künstlerischen Mittel, auf Form, Farbe und Linie zu konzentrieren, und daraus Formeln und Gesetze zu entwickeln, die fähig sind, Empfindungen zu veranschaulichen.

Sein Schüler Willi Baumeister erinnert sich später: „Ein für die damalige Kunstakademie ganz seltener Fall trat ein: ein Professor entwickelte sich künstlerisch weiter. Er ging kühne Schritte vorwärts. Alle Kunstbeamten und seine Professorenkollegen, besonders die Schlachtenmaler, muss ein Grauen erfasst haben angesichts einer solchen gefährlichen Wandlung. Mit solcher Malerei wäre Hölzel niemals Professor geworden; aber er wurde der Exponent der Moderne für weitere Gebiete. Er hatte den Blick für das Künstlerische durch das Nichtakademische. Was ihm an revolutionären Kunsterzeugnissen bekannt wurde, griff er auf, er zeigte es seinen Schülern und untersuchte es auf Farbakkorde und verdeckte Konstruktionslinien. Die Grenzen der Kunst wurden durchbrochen, weite, freie Formen taten sich auf, jedoch ging es innerhalb Hölzels eigentlicher Lehre sehr maßvoll zu; nach Regeln mit Diagonalen, Quadraten, Kreisen und dem Goldenen Schnitt.“ (Erinnerung Willi Baumeister, in: Der Tagesspiegel, Berlin, 26. Januar 1949)

Im Ruhestand ab 1919 malt Hölzel vorwiegend Pastelle wie das Wuppertaler Bild. Er arbeitet zudem an drei umfangreichen Aufträgen für die Gestaltung von Glasfenstern der Bahlsen- und der Pelikan-Werke in Hannover und des Stuttgarter Rathauses. In Entwurfkartons für die großflächigen Glasarbeiten entwickelt er kaleidoskopartige Farbkompositionen, die auch in seinen Pastellen zu erkennen sind.

Material & Technik
Pastell auf Papier
Museum
Kunst- und Museumsverein
Datierung
1933
Inventarnummer
KMV 1953-54/6
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