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Ernst Wilhelm Nay gehört zu den bedeutendsten deutschen Maler:innen der Nachkriegszeit, denen Mitte der 1950er Jahre der internationale Durchbruch gelang. 1955 ist Nay in der Kasseler documenta I vertreten. Im selben Jahr erscheint seine einflussreiche Schrift „Vom Gestaltwert der Farbe“, in der er seine Malerei theoretisch begründet. Die Scheibe wird nun zur vorherrschenden Bildform in seiner Malerei. Gefragt, wie er zu diesem Konstrukt gefunden habe, antwortet der Künstler, dass „für ihn die natürliche Ausbreitung einer Farbe im Prozess des Malens der Kreis sei. Versuche er, den ersten Farbfleck auf der Leinwand zu vergrößern, führe seine Hand ganz unwillkürlich den Pinsel in Kreisrunder Bewegung, sodass eine Scheibe entstehe. Diese so einfache, aus dem artistischen Handwerk gewonnene Erfahrung mache er sich zum Prinzip, das ihn zu einer genialen Vereinfachung seiner Kunst führe.“

Im Bild „Mit flammendem Gelb“ von 1956 sind Nays Scheiben in hell leuchtenden, gedeckten und dunklen Farben in der Form teils vollendet, teils unregelmäßig und mit ausfransenden Rändern gebildet. Das Gemälde zeigt partielle Verdichtungen und Überlagerungen, wobei an anderen Stellen der weiße Bildgrund Teil der kompositorischen Gestaltung ist. Die Scheiben sind nicht statisch, einzelne scheinen sich schwebend vom Untergrund zu lösen und versetzen die Bildoberfläche in Bewegung.

„Aus der Farbe selbst ein Bewegungsmotiv zu entwickeln, sieht folgendermaßen aus: Ich will von einem Weiß zum Gelb. Beide Farben sind wie alle Farben statisch. In Richtung auf das Gelb kühle ich das Weiß durch Blau. Ich schattiere nicht ab, sondern setze das Blau rhythmisch in das Weiß. Dem Gelb mich nähernd, vermindert das Weiß seinen Helligkeitswert, ist zugleich in Blau gekühlt und verliert an Farbigkeit, wird zu Grau. Diesem verminderten Helligkeits- und Farbwert setze ich vom Gelb her einen zwar warmen... in sich aber noch kalten, dem Grau gleichen Tonwert, Krapplack-Rosa, entgegen. Wie vom Weiß zum Grau, jetzt vom Krapplack-Rosa zum hellen Wert der warmen Farbe aufsteigend gewinne ich Gelb“, schrieb Nay 1955.