Über einer Reihe mit Zuschauenden öffnet sich in dem Gemälde Beckmanns ein enger Bühnenraum. Auf dem Bretterboden treten drei Artist:innen im Rampenlicht auf und führen ihre Kunststücke vor. Links sieht man eine Tänzerin, die einen Spagat macht, und rechts einen Feuerspucker im gelben Mantel, der mit Ringen jongliert. Dahinter liegt eine Frau auf drei Schwertern mit roten Griffen, die sie in der Luft zu durchbohren scheinen. Im dunklen Hintergrund kann man eine eng nebeneinander gereihte Kapelle aus vier Männern erkennen. Das Gemälde vereint gleichzeitig verschiedenste Artist:innen und Künstler:innen auf einer kleinen Bühne. Ekstase und Chaos sprechen aus dem Bild.
Beckmann hat hier wohl keine reale Szene aus einem Varietétheater wiedergegeben, sondern er kombinierte und verdichtete vielmehr unterschiedliche Motive und Aktionen der Bühne. Dies mag die Betrachtenden im ersten Moment verwirren. So stellte er ein fast undurchschaubares Spektakel dar, das erneut als Sinnbild des Lebens zu verstehen ist. 1941–42, als das Gemälde entstand, lebte Beckmann im Exil in Amsterdam. In einem kleinen Tabakspeicher hatte er sein Atelier und auch seine Wohnung einrichten können. Nach Deutschland kehrte er nicht wieder zurück. Die Enge, das Gefühl von Bedrohung und der Verlust der Freiheit werden besonders in seinem „Selbstbildnis mit grünem Vorhang“ aus der Zeit, das sich an der Wand gegenüber befindet, deutlich. Auch als Versuch des Ausbruchs aus dieser Situation besuchte Beckmann oft die Welt des Amsterdamer Varietés. Erneut benutzte er Motive der Bühne und des Zirkus in seiner Kunst, um die Rätsel der Realität, Krisen, Krieg und Chaos, symbolisch in seiner Kunst darzustellen.
- Material & Technik
- Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- 1942
- Inventarnummer
- G 1266