Frame of a mobile phone QR-Code

#75

Boxer Erich Brandl

Sintenis, Renée (1888-1965) | Bildhauer:in

02:40

Die Figur des „Boxers Erich Brandl“ von Renée Sintenis ist im Museum in zweifacher Form zu finden: Im 1. OG befindet sich die Stukko-Figur, 1925 modelliert, und hier steht sie als Bronze, 1960 gegossen. Dies ermöglicht die Zusammenschau von Modell und Guss und lädt zum Vergleich ein. Die in Glatz in Schlesien geborene Sintenis wirkte vor allem in Berlin, wo sie von 1908 bis 1912 an der Kunstgewerbeschule studierte. Als Bildhauerin und Grafikerin schuf sie zunächst Kleinplastiken von Tieren, auch Selbstbildnisse und in den 1920er Jahren vor allem Statuetten von Sportlern. 1925 entstand die Figur des Mittelgewichtsboxers Erich Brandl, einem Newcomer im in der Weimarer Republik sehr populären Boxsport. Sintenis zeigt die Figur in dynamischer Bewegung, die Fäuste sind geballt erhoben, jederzeit bereit für den Kampf. Den durchtrainierten Körper modellierte sie genau, Muskel für Muskel. Damit rezipierte sie auch den Hype um den jungen Boxer Brandl, der nach Aktaufnahmen der Fotografin Frieda Riess zu einem Sexsymbol seiner Zeit avanciert war.

Renée Sintenis war eine der bekanntesten und erfolgreichsten Berliner Bildhauerinnen der Weimarer Republik und eine schillernde Figur in der Kunstszene der Hauptstadt. Ihre ausdrucksstarken und dynamischen figuralen Plastiken, von denen auf dem Tisch außerdem die „Haaraufbindende“ aus den 1920er Jahren zu sehen ist, verkauften sich zahlreich und waren sehr beliebte Sammelobjekte. 1931 wurde Sintenis als erste Bildhauerin Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, die sie allerdings drei Jahre später wegen der Rassengesetze des Nationalsozialismus „als Halbjüdin“ wieder verlassen musste. In der Reichskulturkammer konnte Sintenis jedoch verbleiben und weiterhin künstlerisch tätig sein, wenngleich ihre Werke 1937 im Zuge der Aktion „entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt wurden. In der Nachkriegszeit erhielt Sintenis als eine der ersten Frauen einen Ruf an die Berliner Hochschule für Bildende Künste. Mit ihrer Skulptur des Berliner Bären von 1957, der als vergoldete Kleinplastik im Rahmen des Filmfestivals Berlinale verliehen wird, ist Sintenis bis heute in der Hauptstadt präsent.

Material & Technik
Bronze
Museum
Von der Heydt Museum
Datierung
1925
Inventarnummer
P 0091a
0:00