Paula Modersohn-Becker zählt zu den wichtigsten Künstlerinnen der Moderne und schuf ein außergewöhnliches Gesamtwerk, das erst nach ihrem frühen Tod 1907 eine breite Anerkennung fand. Heute zählt es zu den Höhepunkten der deutschen Kunstgeschichte.
Zu den frühesten Sammler*innen der Künstlerin zählte die Familie von der Heydt. August und Selma von der Heydt erwarben die ersten beiden Gemälde für ihre private Kunstsammlung bereits 1909. Die Familie besaß insgesamt 32 Werke von ihr. Von diesen befinden sich heute allein 17 in der Sammlung des Von der Heydt-Museums, viele weitere sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt, einige sind auch in anderen Museen zu finden.
Die beiden ausgestellten Stillleben zeigen außergewöhnliche Kompositionen. Das „Stillleben mit Kastanien“ zeigt in Aufsicht den Ausschnitt einer Anordnung auf einem Tisch. Im vorderen Bereich liegen Kastanien in einer Schale, drumherum sind einige ungeschälte Früchte und ein Messer verteilt. Im hinteren Bildbereich sind ein kleiner Krug, ein Teller und der untere Teil einer Lampe platziert. Die auf erdige Töne reduzierte Farbpalette verleiht dem Bild Ruhe und Einheit, durch den pastosen Farbauftrag und die Perspektive erreicht die Künstlerin eine überzeugende Plastizität.
Das „Stillleben mit Krug, Leuchter und Früchten“ ist mit einer deutlich aufgehellten und kontrastreicheren Farbauswahl ausgestattet. Die Komposition von Krug, Leuchter und einigen Zitrusfrüchten ist auf einem gelben Tuch platziert, das die Szene zudem wie ein Vorhang hinterfängt und damit gleichsam eine Bühne bildet. Die Gegenstände sind flächig gestaltet und von einer deutlichen Kontur umgeben. Die Farben des Hintergrunds, Blau und Rot, lassen das Bildmotiv durch den starken Farbkontrast zusätzlich strahlen.
Paula Modersohn-Becker wurde 1876 in Dresden geboren und wuchs in Bremen auf. Sie begann ihre künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Bremen, bevor sie 1896 nach Paris zog, um an der Académie Colarossi zu studieren. Dort kam sie in Kontakt mit modernen Strömungen der Kunst, die ihren Stil maßgeblich beeinflussten. 1901 heiratete sie den Maler Otto Modersohn, mit dem sie sich im Künstlerdorf Worpswede niederließ. In dieser Zeit entwickelte sie ihre eigene, unverwechselbare Handschrift, die von expressionistischen Einflüssen und einer starken und emotionalen Auseinandersetzung mit der Natur und den Menschen ihrer Umgebung geprägt war. 1906 unternahm sie eine zweite Reise nach Paris, wo sie ihren malerischen Stil weiter verfeinerte und Kontakte zu internationalen Künstlern knüpfte. Sie starb 1907 im Alter von nur 31 Jahren an den Folgen einer Embolie, kurz nach der Geburt ihrer Tochter.
Weitere Gemälde der Künstlerin können Sie in der Sammlungspräsentation „Zeiten und Räume“ im 1. Obergeschoss sehen. Die nicht ausgestellten Werke finden Sie in der Sammlung digital. Das Von der Heydt-Museum besitzt heute 21 Gemälde und einige Arbeiten auf Papier von Paula Modersohn-Becker.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- um 1905
- Inventarnummer
- G 0834