Das Von der Heydt-Museum besitzt mehrere Gemälde der Malerin Emmy Klinker (1891–1969), die in (Wuppertal-) Barmen aufwuchs und deren Ansicht von Barmen im zweiten Raum dieser Ausstellung hängt. Neben Landschaftsdarstellungen malte sie Porträts und Interieurs. Von allen Gattungen gibt es Beispiele in der Wuppertaler Sammlung.
Das „Bildnis einer jungen Frau“ von 1920–21 zeigt eine Frau mit dunklem Haar und zielgerichtetem Blick, die vom Zwitschern des gelben Kanarienvogels auf ihrer Schulter scheinbar unberührt bleibt. Als Betrachtende sind wir außen vor, wir sehen nicht, wohin die Frau blickt. Durch den starken und entschlossenen Ausdruck und das markante Gesicht tritt die Figur kraftvoll von dem diffus-farbigen Hintergrund hervor. Vielleicht handelt es sich hierbei um ein Selbstporträt Emmy Klinkers.
Das kleine Gemälde eines Interieurs mit Bett, Lampe und einer männlichen Figur nebenan stammt ebenso von Klinker, die allgemeinhin als „Expressionistin der zweiten Generation“ bezeichnet wird. Wegen der kräftigen, kontrastreichen Farben und des pastosen Farbauftrags entstand das „Interieur“ vermutlich ebenso in den 1910er oder frühen 20er Jahren. Vielleicht ist es im Kriegskontext entstanden, denn die Künstlerin beschäftige sich in ihren Werken auch mit dem damit verbundenen menschlichen Leid. Klinker malte expressionistisch, bevor sie sich in den 1920er Jahren der Neuen Sachlichkeit zuwandte.
Die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte Klinker zurückgezogen in München. Drei Werke aus der Ruhmeshalle in Barmen wurden im Zuge der nationalsozialistischen Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt, ein Ausstellungsverbot drohte. Weil sie jüdischen Freunden ein Versteck gegeben hatte, war sie 1944/45 fünf Monate im KZ Dachau inhaftiert. Nach dem Krieg stellte Klinker wieder aus. Sie starb 1969 in München bei einem Autounfall. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten gerieten ihre Werke beinahe in Vergessenheit. Erst 2012 sollten sie wieder einem breiten Publikum präsentiert werden – so in der Ausstellung „Der Sturm. Zentrum der Avantgarde“ im Von der Heydt-Museum.
- Material & Technik
- Pappe
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- um 1920
- Inventarnummer
- G 1251