Die Bronzeplastik „Stehender Jüngling“ des deutschen Künstlers Karl Albiker, geboren 1878 in Ühlingen im Südschwarzwald und 1961 gestorben in Ettlingen, zeigt einen nackten jungen Mann, der seine Füße voreinander aufsetzt. Mit dem linken Unterarm greift er seine Schulter, der rechte ist zur Brust erhoben. Der Oberkörper ist dabei leicht zur Seite gebeugt und sein Kopf nach links unten gewendet. Die angespannte Muskulatur und die betonte Körperhaltung verweisen auf die Auseinandersetzung mit Bewegung in den neoklassizistischen Skulpturen Albikers.
Die menschliche Figur ist ein Hauptthema in Albikers Kunst, wobei er von der Antike und der italienischen Renaissance beeinflusst wurde. Es entstanden Kleinplastiken, wie der „Stehende Jüngling“, neben Reliefs und auch monumentalen Bauplastiken, die er teils im öffentlichen Auftrag realisierte. Albiker studierte in Karlsruhe und erhielt in Paris künstlerische Anregungen von Aristide Maillol und Auguste Rodin. Im Anschluss lebte er in München und Rom. Die Plastik „Stehender Jüngling“ ist 1910/11 in Florenz entstanden, als Albiker dort einen Studienaufenthalt unternahm. Ab 1919 war Albiker Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trat Albiker im Mai 1933 in die NSDAP ein, um, wie er später sagte, seine Position an der Kunstakademie behalten zu können. Im Auftrag des NS-Regimes fertigte er Skulpturen im öffentlichen Raum an, zum Beispiel schuf er 1936 zwei große Monumentalfiguren, einen Diskuswerfer und einen Staffelläufer, für das „Reichssportfeld“ in Berlin (heute Olympiapark). Albiker war Mitorganisator und Teilnehmer an der Großen Deutschen Kunstausstellung und wurde außerdem 1944 auf der Liste der „Gottbegnadeten-Künstler“ geführt; eine Liste, die die wichtigsten Künstler des Dritten Reiches aufführte und ihnen besonderen Schutz gewährte. Im Zuge der langjährigen Freundschaft zum expressionistischen Maler Karl Hofer, der im Nationalsozialismus als „entarteter“ Künstler verfemt wurde, verwahrte Albiker rund 80 Bilder des Freundes, um sie zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte und arbeitete Albiker in Ettlingen.
- Material & Technik
- Bronze
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- 1910/11
- Inventarnummer
- P 0105