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#72 Buddhistische Figuren

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Sowohl unter den Sitzenden wie auch den Stehenden befinden sich über den gesamten Tisch verteilt viele asiatische Figuren. Sie alle gehörten einst zur Sammlung Eduard von der Heydts, die einen Schwerpunkt in der asiatischen Kunst hatte. 1962 gab er diese Figuren mehr zufällig als bewusst nach Wuppertal. Auf dem Tisch gezeigt sind vor allem buddhistische Figuren aus China, Japan und Myanmar aus verschiedenen Materialien: chinesischem Dehua-Porzellan, Holz, Marmor oder vergoldetes und lackiertes Holz. Die Figuren bilden eine Bandbreite ab: Neben dem auf dem Lotusthron sitzenden Buddha gibt es weitere stehende Buddha-Figuren, die je nach Land, Tradition und spiritueller Auslegung variieren. Auch andere spirituelle Wesen sind Teil der buddhistischen Ikonografie, die den Menschen auf dem Weg zur spirituellen Erleuchtung helfen sollten. Auf diesem Tisch sind beispielsweise Figuren wie Shou Lao, der Gott des langen Lebens, Tudigong, der Gott der Erde, oder der lachende chinesische Mönch Budai zu sehen. Auch wenn nur ein Bruchteil der außereuropäischen Sammlung Eduard von der Heydts heute in Wuppertal ist, lässt sich doch an diesen Beispielen die Vielfalt seiner Sammlung erahnen. Den Hauptteil übergab er an das neu gegründete Museum Rietberg in der Schweiz.

Eduard von der Heydts Interesse für asiatische Kunst wurde schon in seiner Jugend durch die Beschäftigung mit ostasiatischer Philosophie und den Werken Arthur Schopenhauers geweckt. Anfang der 1920er Jahre begann er, außereuropäische Objekte zu erwerben. Er sammelte sie ausgehend von der universalen Vorstellung einer „Weltkunst“ („ars una“), in der alle künstlerischen Erzeugnisse grundsätzlich gleichwertig sind. Von der Heydt kaufte die asiatischen Objekte zum Beispiel aus dem Kunsthandel in Paris, London, New York oder Amsterdam an. Die Provenienzen seiner gesammelten Werke und die ursprünglichen Kontexte hat er allerdings dem Zeitgeist entsprechend noch nicht in der Weise hinterfragt, wie wir es heute tun.

Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seiner Sammlung beauftragte er Karl With, Experte für außereuropäische Kunst, der schon Karl Ernst Osthaus in Hagen beraten hatte. Den Kontakt zu With hatte Selma von der Heydt hergestellt. Während Eduard von der Heydt die wissenschaftliche Einordnung Fachleuten überließ, suchte er selbst hingegen, die tieferen Bedeutungen der Werke zu erschließen und einen eigenen spirituellen Zugang zu finden. Chinesische Buddhafiguren strahlten für ihn beispielsweise „große Ruhe, Kraft und Harmonie“ aus. Asiatische Figuren waren für ihn Gegenstand ästhetischer und philosophischer Betrachtung wie auch der Meditation. Das emotionale und assoziative Erleben war für Eduard von der Heydt eine wesentliche Antriebskraft seiner Auseinandersetzung mit außereuropäischer Kunst.

Den Hintergrund für von der Heydts „ars una“-Konzept bildete der Gedanke einer Neubetrachtung der Welt in ihren globalen Zusammenhängen. Damit wollte er auch zum Ausdruck bringen, dass es ihm „an der Zeit scheint, sowohl im Falle Chinas wie auch Indiens, aus Kunst, Politik, Wirtschaft, Literatur [...] ein Gesamtbild dieser für die Zukunft der Welt so entscheidenden asiatischen Riesenreiche – auch Japan sollten wir nicht vergessen – zu zeichnen und zum Faktor der allgemeinen Bildung in Europa zu machen. Die Europäer sind nicht mehr wie früher das Zentrum der Welt. Das ist unwiederbringlich vorbei.“

 

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