Gleich drei Gemälde, die ehemals Vincent van Gogh zugeschrieben waren, sind heute als Werke unbekannter Herstellung in der Sammlung des Von der Heydt-Museums. Wie kann das sein?
Das „Stillleben“ mit einer auf einem Tisch arrangierten Blumenvase, umgeben von Früchten und Keramik, gelangte als Schenkung von Eduard von der Heydt im Jahr 1952 ins Museum. Er hatte es von seinem Vater erhalten, der es nachweislich seit mindestens 1918 besessen hat. Es ist im Katalog „Die Sammlung des Freiherrn August von der Heydt“ von Carl Georg Heise aufgeführt, den Sie im Bücherregal in dieser Ausstellung finden können. Das Gemälde trägt keine Signatur, was zunächst nicht ungewöhnlich ist. Die Zuschreibung wurde über viele Jahrzehnte nicht infrage gestellt, das Gemälde galt als eines der Highlights der Sammlung. Erst eine ausführliche restauratorische und materialtechnische Untersuchung durch Expertinnen des Van Gogh-Museum in Amsterdam erhärteten Zweifel an der Authentizität des Gemäldes. So wurden Farbpigmente gefunden, die der Künstler so nach heutigem Kenntnisstand nicht benutzt hat. Auch der Pinselstrich wurde als ungewöhnlich für van Gogh erkannt. In der Folge wurde es dem Künstler abgeschrieben und wird seitdem unter Künstler*in/Herstellung „Unbekannt“ geführt.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Stillleben mit Krug und Birnen“, das 1964 als Vermächtnis von Eduard von der Heydt in die Sammlung des Museums gelangte. Auch dieses Gemälde wurde über Jahrzehnte als Frühwerk van Goghs geführt, ist in den verschiedenen Werkverzeichnissen enthalten, was als Echtheitsindiz ein hohes Gewicht hat. Aber auch hier erhärteten sich die Zweifel an der Zuschreibung, da für den Künstler unbekannte Farbpigmente nachgewiesen wurden, weshalb das Gemälde heute nicht mehr als Werk des berühmten niederländischen Malers gilt. Es zeigt sich: Neben der schriftlichen Überlieferung sind stilkritische Vergleiche und insbesondere materialtechnische Untersuchungen von großer Bedeutung, um vermeintliches Wissen zu bestätigen oder zu korrigieren. Deshalb ist die Teilnahme an internationalen Forschungsprojekten und die Vernetzung in der wissenschaftlichen Community so wichtig für die Arbeit mit den Objekten.
Der „Asternstrauß“, hier in der Mitte der Reihe gehängt, ist 1952 in die Sammlung gelangt. Auch dieses Gemälde stammt ursprünglich aus der Sammlung August von der Heydts und war seit mindestens 1918 in dessen Besitz. In der ersten Auflage des Werkverzeichnisses aus dem Jahr 1928 wird es noch als Werk van Goghs aufgeführt. Doch in den folgenden Ausgaben der Jahre 1939 und 1970 wird es nicht mehr als authentische Arbeit des Künstlers anerkannt. Unten rechts ist eine leidlich nachempfundene Signatur des Künstlers erkennbar. In diesem Fall kann also eher von einer Fälschung als von einer fehlerhaften Zuschreibung gesprochen werden.
In der Sammlungspräsentation „Zeiten und Räume. Klassiker der Sammlung“ sind zwei Gemälde Vincent van Goghs ausgestellt, an deren Authentizität kein Zweifel besteht.