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#58

Drei Lebensalter

Roederstein, Ottilie W. (1859-1937) | Maler:in

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Die Darstellung der drei Lebensalter – Kindheit, Erwachsenenalter und Alter – ist ein traditionelles Motiv der Kunstgeschichte, das den Lebenszyklus und die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert. Während es im Mittelalter und der Frühen Neuzeit oft religiös geprägt war, gewann das Thema in der Moderne eine neue, persönlichere und gesellschaftlichere Bedeutung und Interpretation.

Ein Beispiel dafür ist ein Werk der deutsch-schweizerischen Künstlerin Ottilie Roederstein aus dem frühen 20. Jahrhundert, das die drei Lebensalter in männlicher Form zeigt. Roederstein, eine bedeutende Vertreterin der modernen Malerei, war bekannt für ihre Porträts und psychologisch tiefgründigen Darstellungen. In ihrem Bild stehen nicht mehr christliche Symbolik oder Allegorien im Vordergrund, sondern der Mensch in seiner Individualität.

Das Werk zeigt einen Jungen, einen Mann und einen Greis, deren Alter nur an Physiognomie und Haaren gezeigt wird, nicht etwa an typischen Gegenständen oder spezifischen Eigenschaften. Roederstein lenkt den Blick auf das Individuum und zeigt die universelle menschliche Erfahrung des Alterns, ohne sie zu stark zu typisieren oder zu verklären. Damit bringt sie Motiv und Figuren näher an die Betrachtenden und schafft zugleich eine zeitlose und moderne Interpretation des traditionellen Themas.

Nach ihrer Ausbildung in Zürich, Berlin und Paris arbeitete Roederstein erfolgreich als freischaffende Porträtmalerin in Frankfurt am Main. Mit ihrer Lebensgefährtin lebte sie ab 1909 im Taunus. Um 1912 malte sie das ebenfalls ausgestellte Dreiviertelporträt mit dem Titel „Frau C. D. Kost“, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um eine Auftragsarbeit handelt. Die Dargestellte schenkte dem Museum das Bild im Jahr 1924. Roedersteins Porträt zeigt eine Frau des gehobenen Bürgertums, mit weißem Kleid, Spitzenjacke und Schmuck für einen besonderen Anlass gekleidet. In ihren Händen trägt sie frisch geschnittene Rosen. Vermutlich ist sie mit der Elberfelderin Luisa Kost (1859–1940), geb. Neuhaus, zu identifizieren, die mit Johann Casper David Kost (1849–1920) verheiratet war. Nicht viel ist bekannt über Kost, außer dass sie gesellschaftlich engagiert war, in der Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege aktiv und Vorsitzende des Elberfelder Frauenvereins. 

Material & Technik
Tempera auf Pappe
Museum
Von der Heydt Museum
Datierung
vor 1910
Inventarnummer
G 0244
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