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#53 Keramiken

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Das Kunstgewerbe war nach der Gründung des Museums 1902 und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Schwerpunkt der Sammlung, der durch Ankäufe aber auch bedeutende Schenkungen erweitert wurde, wie zum Beispiel die Stiftung der umfangreichen keramischen Sammlung von Emmy Weyerbusch 1910. Auslagerungen und Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg reduzierten den Bestand stark. Nach Kriegsende wurde die Sammlung wieder aufgebaut, erreichte aber nicht mehr den Umfang und auch nicht den Stellenwert. Heute besitzt das Von der Heydt-Museum etwa 250 Arbeiten, vor allem Textilien, Keramiken, Porzellan und Glasarbeiten.

Kunstgewerbe bezeichnet generell die Gestaltung und Herstellung von Gebrauchsgegenständen, die sowohl funktional als auch ästhetisch und künstlerisch ansprechend sind und oft an der Schnittstelle von Kunst, Design und Handwerk stehen. Überdurchschnittlich viele kunstgewerbliche Objekte stammen von Künstlerinnen. Das Kunstgewerbe wurde in der westlichen Kunstgeschichte lange Zeit von den sogenannten „hohen Künsten“ Malerei und Bildhauerei unterschieden. Kunstgewerbe und -handwerk galt als eher für Frauen geeignet oder als „typisch weiblich“. Dass diese Hierarchien und Zuschreibungen von Künstlerinnen aktiv verändert und aufgebrochen wurden, zeigt beispielsweise die neue Publikation „Kunst von Frauen. Vom weiblichen Kunsthandwerk zur feministischen Avantgarde“, die im Wissensbereich dieser Ausstellung zu finden ist.

Auf zwei Sockeln ist eine Auswahl an Keramikvasen ausgestellt, die alle um 1950 entstanden und angekauft wurden: Die drei Vasen mit dicken, pastosen und übereinanderliegenden Glasurverläufen sind charakteristische Arbeiten der Düsseldorfer Keramikkünstlerin Waltraud Eich. Eich schuf über 3.000 Objekte, die sie international ausstellte.

Sie hatte in der Werkstatt des aus Süddeutschland stammenden Keramikkünstlers Richard Bampi gelernt, dessen kleine blaue Vase auf dem anderen Sockel zu finden ist. Drei Keramikvasen in hellgrau, hellblau und schwarz stammen von dem deutschen Bildhauer und Keramiker Otto Lindig. Nach einer Ausbildung in Pößneck und Ilmenau studierte Lindig ab 1913 an der Kunstgewerbeschule und Hochschule für Bildende Kunst in Weimar, unter anderem bei Henry van de Velde. Ab 1920 prägte er das Bauhaus, wo er in der Dornburger Keramikwerkstatt bei Gerhard Marcks arbeitete, Prototypen für serielle Keramik entwickelte und Gebrauchsgeschirr für bekannte Manufakturen entwarf. Nach der Schließung des Weimarer Bauhauses 1925 leitete er die Dornburger Werkstatt bis 1947 und war als Lehrmeister tätig. Später führte Lindig die Keramikabteilung der Landeskunstschule Hamburg.

Auch zwei lokale Positionen sind auf dem Sockel vertreten: Die Kugelvase aus Terrakotta stammt vom Wuppertaler Bildhauer und Keramiker Hellmuth Grüttefien, der neben keramischen Arbeiten auch Kunstwerke im öffentlichen Raum in Wuppertal realisierte. In der Sammlung sind mehrere Vasen Grüttefiens vorhanden ebenso wie von Trude Bilstein. Die 1914 in Ennepetal geborene Keramikkünstlerin studierte an der Kunstgewerbeschule Stuttgart und machte ihren Meister in Landshut. 1948 eröffnete sie ihre eigene Werkstatt in Wuppertal-Cronenberg.

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