Die Wuppertaler Sammlung indonesischer Textilien von Eduard von der Heydt, aus der in diesen Vitrinen Beispiele gezeigt werden, ist sowohl wegen ihrer Qualität und Quantität als auch wegen ihrer Geschichte bedeutend. Die Textilien, die vermutlich vom jüdischen Sammler Georg Tillmann (1882–1941) in Amsterdam stammen, gelangten über den Kunsthändler Carel van Lier in den Besitz von Eduard von der Heydt. Die genauen Umstände des Eigentumswechsels sind Gegenstand aktueller Recherchen. Von der Heydt übergab sie 1937 dem Städtischen Museum Wuppertal. Die Textiliensammlung umfasste einst 80 Stücke. Aufgrund von Kriegsverlusten sind heute noch 68 Objekte in der Sammlung.
Textilien und ihre Web- und Färbetradition spielen seit jeher eine zentrale Rolle im religiösen und sozialen Leben Indonesiens. Sie waren Träger magischer Kräfte, dienten als Schutz vor Unheil und symbolisierten Verbindungen zur Götter- und Ahnenwelt. Die Herstellung dieser Werke lag in den Händen von Frauen, die die gesamten Produktionsschritte beherrschten: von der Verarbeitung der Fasern über das Weben und Färben bis hin zur Ornamentik. Die Wuppertaler Sammlung umfasst Stoffe aus Java, Sumatra, Timor, Bali und weiteren Regionen und Inseln und spiegelt die Vielfalt der traditionellen Techniken wider. Besonders hervorzuheben sind die Ikat-Technik und die Batik-Technik, deren Ergebnisse sowohl künstlerisch als auch handwerklich bemerkenswert sind.
Die meisten der Textilien entstanden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Provenienz verweist auf die koloniale Vergangenheit Indonesiens unter niederländischer Herrschaft. Aufgrund von Kriegen, kolonialen Umbrüchen und Naturkatastrophen wie dem Tsunami von 2004 sind vergleichbare Bestände in Indonesien heute selten. Die Wuppertaler Sammlung hat dadurch erheblichen wissenschaftlichen und musealen Wert und zieht internationale Expertinnen und Experten an.
In dieser Vitrine sind drei Sarongs ausgestellt, die aus verschiedenen Regionen der Insel Java stammen. Es handelt sich um Hüftröcke aus Baumwolle, die in Batik-Technik bearbeitet wurden. Batik ist eine indonesische Färbetechnik, bei dem durch Wachs Muster erzeugt und eingefärbt werden. Die Art der Stoffverzierung entstand etwa im 16. Jahrhundert und wurde auch durch den Handel mit Europa beeinflusst. Auch die großen chinesischen Gemeinden in Java setzten auf dem Gebiet der Batikmuster deutliche Akzente. So brachte die Stadt Pekalongan, aus der der linke Sarong stammt, eine ganze Reihe hochqualifizierter Werkstätten hervor, die teilweise in niederländischer Hand waren und deren Sarongs nicht nur in Indonesien beliebt waren. Die Motive – Blumenarrangements oder Märchenmotive – waren teilweise niederländischen Postkarten oder Poesiealben entnommen.
Die Sammlung ist ein Zeichen der reichen Textiltradition des heutigen Indonesiens, das vom 17. Jahrhundert an eine Kolonie der Niederlande war, die von der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) und später direkt von der niederländischen Regierung verwaltet wurde. „Niederländisch-Indien“ war eine bedeutende Quelle für Gewürze, Kaffee, Zucker und andere Exportgüter, wobei die lokale Bevölkerung unter Zwangsarbeit und hohen Abgaben litt. Im 19. Jahrhundert führte das System zu großem wirtschaftlichen Gewinn für die Niederlande, jedoch auch zu Armut und Hunger unter den Einheimischen. Ab den 1920er Jahren wuchs der Widerstand gegen die Kolonialherrschaft, der schließlich in den Unabhängigkeitskrieg (1945–1949) mündete. 1949 erkannte die Niederlande die Unabhängigkeit Indonesiens an, doch die Kolonialzeit hinterließ wirtschaftliche Ungleichheit und politische Konflikte, die bis heute wirken.