Die Holzfigur stammt aus der heutigen Demokratischen Republik Kongo und wurde um 1900 vermutlich von der indigenen Gemeinschaft der Songye in Batempa hergestellt. Es handelt sich um eine Kultfigur, die bei religiösen oder rituellen Handlungen benutzt wurde. Am Kopf befinden sich Reste einer blauen Verzierung.
Das Objekt gehörte zur Sammlung außereuropäischer Objekte von Eduard von der Heydt und wurde im Oktober 1962 ans Museum übergeben. Interessant ist der runde Papieranhänger mit Metallrand, dessen Aufschriften „Museum Umlauff Hamburg“ und „Kongo“ auf die Provenienz der Figur hinweisen: Das Etikett zeigt, dass das Objekt im Besitz der Hamburger Naturalien- und Ethnografica-Handlung von Heinrich Umlauff war. Eduard von der Heydt erwarb nachweislich in den 1920er Jahren mehrere seiner außereuropäischen Objekte bei Umlauff.
Die Figur stammt aus einer ehemaligen belgischen Kolonie: Die koloniale Geschichte Belgiens in der heutigen Demokratischen Republik Kongo begann 1885, als König Leopold II. das Gebiet als seinen persönlichen Besitz erklärte. Unter Leopolds Herrschaft wurden die Menschen grausam ausgebeutet, insbesondere durch den Zwang zur Gewinnung von Kautschuk, was zu unzähligen Menschenrechtsverletzungen und vielen Millionen Toten führte. Als 1908 der belgische Staat die Kolonialmacht übernahm wurde die wirtschaftliche Ausbeutung und Unterdrückung der Bevölkerung fortgesetzt. Lokale Strukturen wurden weitgehend zerstört und den Menschen blieb Zugang zu Bildung und politischer Mitbestimmung verwehrt. 1960 erlangte der Kongo seine Unabhängigkeit von Belgien, doch die koloniale Vergangenheit hinterließ ein Erbe von Ungleichheit und politischer Instabilität. Bis 1997 folgte eine jahrzehntelange Diktatur. Danach prägten Bürgerkriege und Gewalt das Land, das trotz Friedensabkommen weiter instabil bleibt.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Holz mit schwarzer Farbe (?) bemalt und mit Öl (?) bestrichen
- Museum
- Von der Heydt Museum
- Datierung
- Kongo, Batempa, um 1900
- Inventarnummer
- Br. 599 v.d.H.