Frame of a mobile phone QR-Code

#20

Bildnis Selma von der Heydt

Frenz, Alexander (1861-1941) | Maler:in
Heydt, Selma von der (1862-1944) | Dargestellte
Heydt, August von der (1851-1929) | Vorbesitzer:in
Heydt, Selma von der (1862-1944) | Vorbesitzer:in
Heydt, Eduard von der (1882-1964) | Vorbesitzer:in

05:18

Das Porträt von Selma von der Heydt wird selten ausgestellt, da es mit Pastellkreiden auf Pappe gemalt wurde und daher sehr lichtempfindlich ist. Neben dem Porträt von Selma von der Heydt besitzt das Von der Heydt-Museum eine weitere Pastellzeichnung des Künstlers Alexander Frenz, die ihren Mann August von der Heydt zeigt, jedoch wesentlich weniger detailliert ausgeführt worden ist. Beide Arbeiten auf Papier kamen aus dem Besitz des Sohnes Eduard von der Heydt in die Sammlung des Museums.

Der in Rheydt am Niederrhein geborene Alexander Frenz wurde an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet. Im Anschluss ging er nach München, um bei Franz von Lenbach zu lernen, kehrte aber bald nach Düsseldorf zurück. Er wurde insbesondere als Maler des Symbolismus bekannt, erhielt Aufträge für Wandbilder in öffentlichen Gebäuden und für Privathäuser, u. a. in Elberfeld und für das Elberfelder Theater. In diesem Zusammenhang dürfte Frenz den persönlichen Kontakt zur Familie von der Heydt gefunden und das Porträt von Selma von der Heydt angefertigt haben.

Die Porträtierte, zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt, ist im Dreiviertelporträt gezeigt, ihr Gesicht wird von den locker hochgesteckten Haaren mit einzelnen feinen Stirnlocken gerahmt. Den offenen Blick richtet sie an den Betrachtenden vorbei in die Ferne. Ein kleiner brillierender Ohrschmuck lenkt den Blick der Betrachtenden auf ihr Gesicht, das zeichnerisch wesentlich ausführlicher erfasst wird als ihr Oberkörper. Leicht gedreht, ist dieser seitlich ins Bild gerückt: ihre linke Schulter im Vordergrund, der linke Arm ist angewinkelt und die Hand liegt locker und entspannt auf ihrem Dekolleté. Sie trägt ein lichtgraues, halbtransparentes Kleid mit einem weißtransparenten Volantkragen, der mit einem gelben Rosenbouquet geschmückt wird. Der Hintergrund ist neutral in einem Blassrosa gestaltet. Der aufwändige Zierrahmen steht in einem gewissen Widerspruch zu dem Charakter des Werks als eine Vorstudie für ein Gemälde. Es ist davon auszugehen, dass es sich um den Originalrahmen handelt, in dem das Werk – und damit die Dargestellte – auch im Privathaus der Familie von der Heydt gewürdigt wurde.

An der gegenüberliegenden Raumseite sind zwei Bronzebüsten ausgestellt. Sie zeigen den Ehemann von Selma von der Heydt, August von der Heydt, und den gemeinsamen Sohn Eduard von der Heydt. Damit sind die drei wichtigsten früheren Unterstützer*innen des Museums in diesem ersten Ausstellungsraum versammelt. In Anerkennung ihrer Verdienste wurde das Städtische Museum 1961 in Von der Heydt-Museum umbenannt.

Die Person Eduard von der Heydt wurde und wird wegen seines Handelns während der Zeit des Nationalsozialismus heute oft kritisch wahrgenommen. Er war von Herkunft und Gesinnung her national-konservativ. 1926 trat er dem monarchistischen Verband „Der Stahlhelm“ bei. Nach der „Gleichschaltung“ des „Stahlhelms“ 1933 lag eine Mitgliedschaft in der NSDAP nahe, deren Auslandsorganisation er beitrat. Von der Heydt sah in Adolf Hitler und seiner Partei anfänglich eine Chance, die national-konservativen Kräfte in Deutschland zu stärken. Es ist überliefert, dass er ideologisch vom Nationalsozialismus nicht überzeugt und 1934 auch persönlich enttäuscht war. Dennoch blieb er angepasst und distanzierte sich nicht öffentlich vom Regime.

Eduard von der Heydt wurde 1937 Schweizer Bürger und verlor die deutsche Staatsangehörigkeit. Ebenso wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen. Dagegen wehrte er sich erfolgreich und er konnte „gesichtswahrend“ austreten.

Bis 1943 war Eduard von der Heydt im Aufsichtsrat der August Thyssen-Bank tätig. Er hatte diese Bank 1925 in Berlin selbst gegründet. Sie konnte nur durch die Übernahme durch die Thyssen-Brüder 1930 finanziell gerettet werden.

Die Bank stand dem Nationalsozialismus nahe und pflegte Beziehungen zum militärischen Nachrichtendienst „Abwehr“. Von der Heydt führte in seiner Funktion Finanztransaktionen für die Abwehr aus. Nachdem er im Oktober 1943 von der Schweizerischen Bundespolizei aufgrund von Hinweisen der amerikanischen Behörde verhört worden war, trat er im November aus dem Aufsichtsrat der Thyssen-Bank zurück.

1946 wurde gegen Eduard von der Heydt ein militärgerichtlicher Strafprozess eröffnet. Es ging um die Zahlungen der Thyssen-Bank an den deutschen militärischen Nachrichtendienst. 1948 wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Heute ist klar, dass von der Heydt gewusst haben musste, für wen die Gelder bestimmt waren. Diese Handlungen und der Freispruch werfen einen Schatten auf von der Heydts Leben, und der Makel des Opportunisten bleibt an ihm haften.

Material & Technik
Pastell auf Pappe
Museum
Von der Heydt Museum
Datierung
1891
Inventarnummer
G 1869
0:00