LOTHAR BAUMGARTEN
MAWARITON 1977
Die Rauminstallation Mawariton umfasst neun Gelatin Silver Prints in acht Rahmen
und zwei Wandzeichnungen (Rios).
Die Aufnahmen entstanden 1977 in der Gran Sabana in Venezuela. Die Abzüge wurden
noch im gleichen Jahr gemacht.
Mawariton sind übernatürliche Wesen, die sich in den Felsen der Tafelberge und
Kaskaden der Flüsse Rio Kukenan, Rio Yuruari, Rio Apawao, Rio Caroni, Rio Caura usf.
auf der großen Savanne des Guayana-Schilds, einer 4,5 Milliarden Jahre alten geologischen
Formation, aufhalten.
Die Mawariton sind die Hilfsgeister der Schamanen, die Pemon, die Sprache der
Arkuna, Kamerakoto und Taurepan sprechen, Gruppen, die die Savanne bevölkern.
La Gran Sabana bestimmt die Landschaft im Südosten Venezuelas bis an die Sierra
Pacaraima, die die Grenze zu Brasilien und im Osten zu Guayana bildet.
Die Tafelberge der Photographien – tëpi-ton (Mesas) – bilden die Wasserscheide zwischen
Venezuela und Guayana.
Ihre Namen:
Tramen-tëpi-
Ilú-tëpi-
Karauren-tëpi-
Cuadacapiaque-tëpi-
Yuruani-tëpi-
Kukenan-tëpi-
Roraima-tëpi-, der mit 2800 m Höhe alles überragt. (Er ist der „Weltbaum“.)
Zweihundert Jahre lang wurde die große Savanne in den Atlanten als See von Parime mit
der Stadt Manóa des El Dorado dargestellt. Schließlich entschied A. v. Humboldt, dass es
diesen See gar nicht gibt.
Inzwischen ist das Kapital in den Händen der Spekulation in El Dorado eingebrochen und
dabei, Fauna und Flora samt aller indigenen Gesellschaften in seiner Gier nach Gold und
Diamanten auf den Kopf zu stellen.
Die Namen von Flüssen und Bergen werden einmal Kunde geben von den Sprachen dieser
Region und dann nur noch als solche in unseren geographischen Karten überleben.
Siehe hierzu:
* Katalog: „Tortuga“, Fundacion Botin, Santander 2012
* Text: Tierra Firme, „Requiem für einen Ort ohne Geister“, LB 1985/92
* Mythos: „Der Weltbaum …“ vom Roraima zum Orinoco, Band II. Th. Koch Grünberg Berlin 1916
Lothar Baumgarten, Berlin, 8. August 2014