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#304

Makunaima

Baumgarten, Lothar (1944-2018) | Künstler:in

01:42

Die Schwarz-Weiß-Fotografie mit dem Titel „Makunaima“ von 1972–74 zeigt den Künstler Baumgarten selbst in Rückenansicht in einem leeren Raum stehend mit Fischgrätenparkett als Boden. Er trägt einen hellen Regenmantel. Sein Kopf ist vollständig von einem handelsüblichen Pappkarton bedeckt, aus dem sieben große weiße Federn mit schwarzen Balken herausragen. Die Kopfhaltung ist dabei nach vorne geneigt und seine Arme und Hände hängen locker am Körper herunter. Das Motiv wird durch 21 südamerikanische Tiernamen ergänzt. In leichten Bögen oder entlang der Schatten, die die Figur des Künstlers auf den Boden wirft, sind diese aufgedruckt. Zusammen bilden sie mit dem Künstler den Umriss eines imaginären Vogelmenschen.

Baumgarten imitiert hier ein schamanistisches Ritual und seine spirituelle Verwandlung in einen Vogel. Dabei geht es ihm nicht darum, ein konkretes Vorbild eines Rituals nachzuahmen, sondern um das schamanistische Ritual als solches, welches ein bestimmtes Verhältnis der Menschen zur Natur im Verlauf der Menschheitsgeschichte kennzeichnet. Dieses naturverbundene Ritual imitiert Baumgarten hier in einer Bühnensituation. In dieser Arbeit nimmt Baumgarten auch Bezug auf seinen Lehrer Joseph Beuys, der sich ebenfalls mit schamanistischen Aktionen auseinandersetzte.

Der Titel dieser Arbeit ist dem Name eines Helden in der Mythologie der indigenen Gemeinschaften am Fluss Orinoco entlehnt. Baumgarten kannte diese Erzählungen aus Theodor Koch-Grünbergs fünfbändigem Buch „Von Roraima zum Orinoco“ von 1916. Darin befinden sich auch einige mythologische Erzählungen, die der Anthropologe und Ethnograf auf seiner Reise von 1911 bis 1913 gesammelt hat.

Material & Technik
Gelatine-Silber-Anzug, Lettraset
Museum
Sammlung Lothar Schirmer
Datierung
1972-74
Inventarnummer
LS_11
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